Malik Bendjelloul ist tot

Er holte Sixto Rodriguez mit seinem Dokumentarfilm aus der Vergessenheit. Jetzt ist er, der die Geschichte des Totgeglaubten erzählte, selber tot. Malik Bendjelloul starb am Dienstag in Stockholm. Musiker Sixto Rodriguez trauert. Der schwedische Dokumentarfilmer, der seine Geschichte des totgeglaubten Musikers in «Searching for Sugarman» erzählte, starb gestern: Malik Bendjelloul. Der schwedische Oscar-Preisträger wurde 36 […]

Malik Bendjelloul (l.) und der Protagonist seines wohl grössten Filmes: Sixto Rodriguez.

Er holte Sixto Rodriguez mit seinem Dokumentarfilm aus der Vergessenheit. Jetzt ist er, der die Geschichte des Totgeglaubten erzählte, selber tot. Malik Bendjelloul starb am Dienstag in Stockholm.

Musiker Sixto Rodriguez trauert. Der schwedische Dokumentarfilmer, der seine Geschichte des totgeglaubten Musikers in «Searching for Sugarman» erzählte, starb gestern: Malik Bendjelloul. Der schwedische Oscar-Preisträger wurde 36 Jahre alt. Nach Angaben der Polizei liegt kein Verbrechen vor.

Plötzlich fehlt unter den Dokumentarfilmern einer, der zu den passionierten Geschichtenerzählern Schwedens gehört. Mit einem grossen Gespür für Stoffe streifte er mit der Kamera durch die Wirklichkeit seiner Zeit. Gefunden hat er seine Storys oft unter Musikern. Wie seine Sommersendung beweist: Wer schwedisch kann, kann hören, wie Malik unter anderem von den Dreharbeiten mit Rodriguez erzählt.  

Bendjelloul war mitten in den Vorbereitungen zu einem neuen Filmprojekt. «Searching for Sugarman» ist nun sein letzter Film. Die Tageswoche schrieb im Dezember 2012 darüber.

Rodriguez selbst wusste lange Zeit nichts davon, dass er ein Megastar war, nicht in seinem Heimatland USA, auch nicht im Rest der Welt, sondern in – Südafrika. Nach zwei veröffentlichten Alben-Flops in den USA lebte er als Handlanger in Detroit, nichtsahndend, dass seine Lieder ausgerechnet während der Apartheid über eine Schwarzpressung zu Hoffnungsträgern der südafrikanischen Jugend wurden!

Vergessen vom Rest der Welt, lebte er ein Leben als Abrissarbeiter, ernährte eine Familie, und griff nur noch selten zur Klampfe, während seine Fans rätselten, wer er wohl sei, wie er lebt, ja, es ging in Südafrika sogar das Gerücht, Sixto Rodriguez habe sich in einem seiner Konzert-Flops vor dem Publikum erschossen.

Se non è vero, è ben trovato

Wer diese Geschichte erfinden wollte, müsste sich in die Reihe der grossen Hollywood-Musikfilme über Legenden reihen. Da weilt einer unter den Göttern der Musikwelt. Doch die Musikwelt macht sich mit dem göttlichen Erlös aus dem Staub: Diese Geschichte musste sich keiner einfallen lassen. Diese Geschichte diktierte die Wirklichkeit: Es musste sich nur endlich einer aufmachen, diese Geschichte zu enthüllen.

Das hat der schwedische Regisseur Malik Bendejelloul getan. Er tut das, was guter Dokumentarfilm kann: Die Wirklichkeit schöpferisch interpretieren. Er führt uns eine Ungeheuerlichkeit dramaturgisch geschickt vor Augen. Spannend wie ein Krimi. Ein herzerfrischender Glücksfall!

Was könnten wir zum Abschied von Malik Bendjelloul mehr tun, als auf sein grossartiges letztes Werk verweisen.

Hören Sie einmal an, wie verschämt der wiederentdeckte Rodriguez versucht, sich in der Öffentlichkeit zurechtzufinden:

 

 Und so klang es, als wir es 1971 verpasst haben.

 

Wir wollen nicht mehr Worte verlieren – ausser diesen hier: Der Text zum Song…

 

SUGAR MAN

Sugar man, won’t you hurry
‚Cos I’m tired of these scenes
For a blue coin won’t you bring back
All those colors to my dreams

Silver magic ships you carry
Jumpers, coke, sweet Mary Jane

Sugar man met a false friend
On a lonely dusty road
Lost my heart when I found it
It had turned to dead black coal

Silver magic ships you carry
Jumpers, coke, sweet Mary Jane

Sugar man you’re the answer
That makes my questions disappear
Sugar man ‚cos I’m weary
Of those double games I hear

Sugar man, Sugar man, Sugar man, Sugar man,
Sugar man, Sugar man, Sugar man

Sugar man, won’t you hurry
‚Cos I’m tired of these scenes
For the blue coin won’t you bring back
All those colors to my dreams

Silver magic ships you carry
Jumpers, coke, sweet Mary Jane

Sugar man met a false friend
On a lonely dusty road
Lost my heart when I found it
It had turned to dead black coal

Silver magic ships you carry
Jumpers, coke, sweet Mary Jane

Sugar man you’re the answer
That makes my questions disappear

 

 

Gut. Und gleich noch einmal zum mitlesen.

RICH FOLKS HOAX

The moon is hanging in the purple sky
Baby’s sleeping while its mother sighs
Talking ‚bout the rich folks
Rich folks have the same jokes
And they park in basic places

The priest is preaching from a shallow grave
He counts his money, then he paints you saved
Talking to the young folks
Young folks share the same jokes
But they meet in older places

So don’t tell me about your success
Nor your recipes for my happiness
Smoke in bed
I never could digest
Those illusions you claim to have going

The sun is shining, as it’s always done
Coffin dust is the fate of everyone
Talking ‚bout the rich folks
The poor create the rich hoax
And only late breast-fed fools believe it

So don’t tell me about your success
Nor your recipes for my happiness
Smoke in bed
I never could digest
Those illusions you claim to have going

 

 

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