Mann wegen Messer-Attacke in belgischer Kinderkrippe verurteilt

Der belgische Amokläufer, der vor vier Jahren in einer Kinderkrippe zwei Babys und eine Betreuerin erstochen hat, muss lebenslang ins Gefängnis. Ein Gericht sprach den Mann am Freitag in Gent des vierfachen Mordes schuldig.

Von der Polizei gesichertes Beweisematerial (Archiv) (Bild: sda)

Der belgische Amokläufer, der vor vier Jahren in einer Kinderkrippe zwei Babys und eine Betreuerin erstochen hat, muss lebenslang ins Gefängnis. Ein Gericht sprach den Mann am Freitag in Gent des vierfachen Mordes schuldig.

Die Geschworenen wiesen das Argument der Verteidigung zurück, der Mann sei geisteskrank und deshalb nicht zurechnungsfähig. Die Persönlichkeitsstörung des Mannes habe seine Urteilsfähigkeit nicht erheblich beeinflusst, urteilte die Jury.

Der damals 20-Jährige hatte im Januar 2009 in einem Hort im belgischen Dendermonde mit einem Messer wahllos um sich gestochen. Zwei Babys und eine Betreuerin starben. Eine Woche zuvor hatte er eine Rentnerin getötet.

Vor dem Amoklauf in der Kindertagesstätte «Fabeltjesland» («Märchenland») hatte der Mann seine Augen schwarz, den Rest des Gesichts weiss geschminkt. Der Fall sorgte in Belgien für Wut und Empörung in der Bevölkerung.

Motiv bleibt im Dunkeln

Die Frage nach der Schuldfähigkeit des Mannes stand im Mittelpunkt der Verhandlung. Die von der Justiz beauftragten Gutachter hatten ihn als zurechnungsfähig eingestuft. Der Verteidiger hielt mit eigenen Experten dagegen, die dem Täter eine Schizophrenie attestierten.

«Ich kann ihnen sagen, dass dieser Tisch mehr Gefühle hat als (mein Mandant)», sagte der Anwalt laut Belga in seinem Plädoyer. Er forderte deshalb, den Mann nicht zu einer Haftstrafe zu verurteilen, sondern in eine Psychiatrie einzuweisen.

Das Motiv blieb während des Prozesses weitgehend unklar. Den Fragen danach wich der Angeklagte wiederholt aus. Am Donnerstag hatte Verteidiger Haentjens aber ein Schreiben von ihm verlesen, in dem es laut belgischen Medien hiess: «Ich wollte mir beweisen, dass ich jemanden töten kann. Entschuldigung für die Morde.»

Die Taten hatten in Belgien Aufsehen erregt wie lange kein Verbrechen seit dem Verfahren um den Kindermörder Marc Dutroux 2004. Am Freitag organisierten Eltern von Kindern der betroffenen Krippe in Gent eine symbolische Veranstaltung, um mit dem Geschehen abzuschliessen, wie die Agentur Belga berichtete.

Demnach wollten die Eltern zum Gedenken an die Mordopfer Sträusse von weissen Luftballons vor dem Gerichtsgebäude aufsteigen lassen. «In diesen letzten Wochen hat man den Opfern selbst zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet», sagte eine Mutter zu Belga.

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