Marco van Basten! 1988! Hattrick gegen England! Siegestreffer gegen Deutschland! Jahrhundert-Tor gegen die Sowjetunion! Torschützenkönig!
Denkt man an den Niederländer Marco Van Basten, denkt man an die Tage der EM 1988. An die Jubel-Tage in Orange. Die Endrunde in Deutschland war der Auftakt zu seiner grossen Karriere. EM-Titel mit den Niederlanden. Meistercupsieger mit Milan. Weltfussballer! Doch die EM-Geschichte von Marco van Basten hat auch eine dunkle Seite. Vier Jahre später verschoss er den entscheidenden Penalty im Halbfinal gegen Dänemark. Es war der Anfang vom Ende seiner Karriere.
22. Juni 1992, Göteborg. Die Niederlande waren der EM-Favorit. Diese Stellung untermauerte Oranje mit dem 3:1 in den Gruppenspielen gegen Deutschland. Der Gegner im Halbfinal hiess Dänemark. Die Nobodys, die kurz vor Turnierstart für das ausgeschlossene Jugoslawien eingesprungen waren. Was sollte da schief gehen? Alles! Die Niederlande unterschätzten den Gegner masslos. Sie gerieten noch vor der Pause zweimal in Rückstand, retteten sich immerhin in die Verlängerung und ins Penaltyschiessen. Dort trafen neun von zehn Spielern. Nur einer scheiterte. Der Beste. Marco van Basten.
Dänemarks Torhüter Peter Schmeichel wehrte den Schuss des damals 27-jährigen Stürmers bravourös ab. Es war der letzte von vielen Fehlschüssen Van Bastens im Turnier. Der Weltfussballer blieb in Schweden ohne Tor. Das war umso erstaunlicher, weil er in der abgelaufenen Saison mit Milan gerade sein bestes Jahr zelebriert hatte. Italienischer Meister ohne Niederlage, 25 Tore geschossen. So viele wie seit über einem Vierteljahrhundert keinem mehr gelungen waren in der Serie A. Das sollte Van Basten noch im gleichen Jahr den Titel des Weltfussballers einbringen.
Doch an der EM ging plötzlich nichts mehr. «Wie kann einer, der sechs Millionen Dollar im Jahr verdient, es fertig bringen, diesen kleinen Ball nicht in diesem grossen Tor unterzubringen?», rätselte die «New York Times». Für Van Basten war der Fehlschuss zumindest keine persönliche Tragödie. «Einer muss den entscheidenden Fehler machen in dieser Lotterie», sagte er. Was ihn mehr bewegte: «Wir haben den Gegner nicht ernst genommen. Wir sind an unserer eigenen Arroganz gescheitert. Das war dem Team von 1974 widerfahren, jetzt uns, und es wird den Niederlanden womöglich auch bei weiteren Turnieren wieder so ergehen, wenn wir nicht unsere Mentalität ändern.»
Was Van Basten in diesem Moment nicht wusste: Für ihn würde es kein weiteres Turnier mehr geben. Die grausige EM 1992 war der Anfang von seinem Ende. Schon in der kommenden Saison machte er für Milan nur noch 15 Spiele in der Serie A. Die Knie- und Knöchelverletzungen wurden schlimmer und häufiger. 330 Tage nach dem EM-Fehlschuss gegen Schmeichel stand Van Basten für Milan zum letzten Mal im Einsatz. Im gegen Marseille verlorenen Champions-League-Final. Mit noch nicht einmal 29 Jahren bestritt er das letzte Spiel seiner grandiosen, aber kurzen Karriere.