Die Schweineseuche PRRS ist noch nicht ausgestanden. In einem Schweinezuchtbetrieb in Appenzell Innerrhoden mussten am Mittwoch wegen des Virus 1200 Tiere geschlachtet werden. Das Bundesamt für Veterinärwesen verbot am Abend den Import von Schweine-Sperma, -Eizellen und -Embryonen.
Für den betroffenen Betrieb sei es eine Katastrophe, sagte der Kantonstierarzt beider Appenzell, Sascha Quaile, am Mittwoch an einer Medienkonferenz in Appenzell. An die 250 Sauen wurden geschlachtet; ihr Fleisch wird normal verwertet, da das PRRS-Virus für Menschen ungefährlich ist.
Die 1000 Ferkel des Betriebs wurden direkt auf dem Hof getötet. Verstärkung erhielten die Behörden vom Veterinäramt Zürich, das eine spezielle Equipe nach Appenzell schickte.
Finanzielle Folgen
Der Entscheid für diese „drastische Massnahme“ war laut Quaile am Mittwochmorgen gefällt worden, da bei 14 Tieren des Betriebs der Virus gefunden worden war. Man habe daher davon ausgehen müssen, dass sehr viele Tiere des Betriebs infiziert seien.
Wie gross der finanzielle Schaden durch die PRRS-Seuche ist, kann laut dem Innerrhoder Landeshauptmann (Regierungsrat) Lorenz Koller noch nicht gesagt werden. Die Sache werde sicher ein juristisches Nachspiel haben, sagte er.
Zur Unterstützung der Arbeiten steht auch der kantonale Führungsstab im Einsatz. Zu seinen Aufgaben gehören laut Quaile die Absperrung von Betrieben, die Betreuung der Besitzerfamilie und Kurierdienste.
Sofortiges Importverbot verhängt
Das Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) setzte das Importverbot für Schweine-Sperma, -Eizellen und -Embryonen auf den Mittwochabend um 21 Uhr in Kraft. Die Sperre gilt bis Ende Januar 2013, wie es in der am Abend veröffentlichten Verordnung heisst.
Die Nachbeprobungen in drei Seuchenbetrieben wurden derweil intensiviert, wie das BVET in einem am Nachmittag verbreiteten Communiqué mitteilte.
Vergangene Woche wurden in der Ostschweiz 27 Schweinezuchtbetriebe wegen der Schweineseuche PRRS gesperrt. Betroffen sind Betriebe in den Kantonen St. Gallen, Thurgau, beide Appenzell, Schaffhausen und im Fürstentum Liechtenstein. Sie hatten infiziertes Schweinesperma aus Deutschland importiert. 72 besamte Sauen mussten bereits früher geschlachtet werden.
Bei den Blutproben der geschlachteten Sauen stellte sich heraus, dass in drei Betrieben eine Infektion stattgefunden hatte. Die drei Betriebe in den beiden Appenzell wurden als Seuchenbetriebe eingestuft. Ihr ganzer Bestand wurde daraufhin untersucht.
BVET hatte halb entwarnt
Am Dienstag noch hatte das Bundesamt entwarnt und geschrieben, dass die Untersuchungsergebnisse aus den drei Seuchenbetrieben darauf hindeuteten, dass keine weiteren Schweine infiziert worden waren. Um sicher zu gehen, würden die Schweine in den Seuchenbetrieben bald nachuntersucht.
Zudem wurden sämtliche Kontaktbetriebe ausfindig gemacht und ebenfalls gesperrt. Dies hat zur Folge, dass derzeit rund 4000 Schweine auf PRRS untersucht werden müssen. „Zum heutigen Zeitpunkt wird davon ausgegangen, dass keine Ansteckung über die gesperrten Betriebe hinaus stattfinden konnte“, schrieb das BVET nun am Mittwoch.
Anderer Meinung ist Kantonstierarzt Quaile. Da die Untersuchungen in den 27 mit verseuchtem Ebersperma belieferten Betrieben noch im Gang seien, sei nicht ausgeschlossen, dass weitere Infektionen von Tieren festgestellt würden.
Auszurottende Seuche
Das Porcine reproduktive und respiratorische Syndrom (PRRS) ist ein Schweinevirus, das die Fruchtbarkeit von Sauen beeinträchtigen kann und zu Geburten lebensschwacher Ferkel führen kann. Es kann auch milde Atemwegserkrankungen verursachen. Die Schweineseuche ist weltweit eine der bedeutendsten Schweinekrankheiten.
Gemäss Tierseuchenverordnung ist sie in der Schweiz als auszurottende Seuche eingestuft. Für den Menschen ist das Virus nicht gefährlich und das Fleisch kann bedenkenlos gegessen werden.