Der vor sechs Jahren im Iran verschwundene US-Bürger Robert Levinson war laut einem Medienbericht nicht wie offiziell dargestellt auf Geschäftsreise in dem Land, sondern im Auftrag des US-Geheimdienstes CIA.
Dies berichteten die Nachrichtenagentur AP und die «Washington Post». Der frühere FBI-Agent wurde demnach 2007 von einem CIA-Team als freier Mitarbeiter in den Iran geschickt. Dort sollte er Informationen über Korruption in dem Land sowie Erkenntnisse über das Atomprogramm sammeln. AP und die «Washington Post» recherchieren nach eigenen Angaben seit mehreren Jahren zu dem Fall.
AP erhielt demnach 2010 den Hinweis, dass Levinson für die CIA tätig war. Den Medien zufolge widersprach dessen Entsendung in den Iran jedoch den Regeln des Auslandsgeheimdiensts. So sei er von einer Agentin engagiert worden, die nicht zuständig gewesen sei, zudem habe er seine Berichte entgegen den Vorschriften an ihre persönliche E-Mail-Adresse schicken sollen.
Der US-Kongress habe nach Bekanntwerden der Umstände von Levinsons Auslandseinsatz drei CIA-Mitarbeiter entlassen und Disziplinarmassnahmen gegen sieben weitere eingeleitet. Um ein peinliches Gerichtsverfahren zu vermeiden, habe der CIA Levinsons Familie 2,5 Millionen Dollar gezahlt. AP hatte zuvor auf eine Veröffentlichung der Informationen verzichtet, weil die Regierung versichert hatte, er stehe kurz vor der Rückkehr.
Kein Lebenszeichen seit 2011
Levinson verschwand, als er sich im März 2007 auf der Insel Kisch im Persischen Golf mit einem Informanten treffen wollte. Bei dem Informanten handelte es sich den Angaben zufolge um den US-Bürger Dawud Salahuddin, der von den USA wegen der Tötung eines iranischen Diplomaten 1980 gesucht wird.
2010 und 2011 wurden Fotos und Videos mit Levinson veröffentlicht, seitdem gibt es kein Lebenszeichen. Sollte Levison noch am Leben sein, wäre er heute 65 Jahre alt. Der Iran hat eigenen Angaben zufolge keine Informationen zum Verbleib Levisons.
US-Regierung dementiert
Ein CIA-Sprecher wollte die Angaben nicht kommentieren. «Wir äussern uns nicht über eine angebliche Verbindung zwischen Herrn Levinson und der US-Regierung», sagte er.
Das Weisse Haus dementierte die Berichte. «Bob Levinson war kein Angestellter der US-Regierung, als er im Iran verschleppt wurde», sagte Sprecher Jay Carney am Freitag in Washington.
Da die Ermittlungen seit Levinsons Verschwinden vor sechs Jahren andauerten, werde er zu den Anschuldigungen keinen weiteren Kommentar abgeben. Entsprechende Medienberichte gefährdeten unter Umständen die Sicherheit des Vermissten, kritisierte Carney.
Bereits zuvor hatte Regierungssprecherin Caitlin Hayden bedauert, dass AP die Recherchen veröffentlicht hat. Diese würden nicht dabei weiterhelfen, ihn nach Hause zu bringen“. Vergeblich sei die Agentur aufgefordert worden, davon abzusehen, sagte Hayden.