Medienhaus Ringier verschiebt Internet-Bezahlschranke

Nachdem Ringier im Jahr 2012 die Führungs-Etage umstrukturierte, Kosten sparte und mehrere An- und Verkäufe tätigte, will sich das Medienhaus nun eine Verschnaufpause gönnen. Die geplante Internet-Bezahlschranke für den «Blick» wird auf später verschoben.

Kiosk beim Ringier-Verlagshaus in Zürich (Archiv) (Bild: sda)

Nachdem Ringier im Jahr 2012 die Führungs-Etage umstrukturierte, Kosten sparte und mehrere An- und Verkäufe tätigte, will sich das Medienhaus nun eine Verschnaufpause gönnen. Die geplante Internet-Bezahlschranke für den «Blick» wird auf später verschoben.

Das vergangene Jahr sei ein wegweisendes Jahr gewesen, sagte Verwaltungsratspräsident Michael Ringier am Mittwoch in Zürich. Es sei ein Jahr der Ankäufe und Verkäufe gewesen. Damit ist unter anderem die Akquisition der Stellenplattform jobs.ch zusammen mit Tamedia und der Verkauf des Betty-Bossi-Anteils an Coop gemeint.

Zudem baute Ringier die Führungsspitze um und verpasste sich eine neue Organisation. Dabei wurden auch teure Doppelspurigkeiten abgebaut, die durch den Ankauf neuer Firmen entstanden. «In den letzten Jahren waren wir eines der aggressivsten Medien-Unternehmen», sagte Ringier weiter. Heute sei man so gut aufgestellt, dass ein Jahr der Konsolidierung anstehe.

Gewinn zeigt wieder nach oben

Die Kosteneinsparungen und Umstrukturierungen zeigten Wirkung: Im vergangenen Jahr verdiente Ringier wieder mehr Geld als im Vorjahr. Nachdem der Gewinn im 2011 von 61,7 Mio. Franken auf 22,8 Mio. Franken absackte, kann das Medienhaus für das Jahr 2012 wieder positive Zahlen vermelden.

Der Gewinn betrug 32,2 Mio. Franken, das sind knapp 10 Mio. mehr als im Jahr zuvor. Der Umsatz im Jahr 2012 betrug 1,087 Mrd. Franken. Das sind 5,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Haupteinnahmequelle blieb auch 2012 das traditionelle Print-Geschäft, «bei dem wir immer noch mit beiden Füssen drinstehen», wie es Ringier ausdrückte.

Die Einnahmen aus dem digitalen Geschäft stiegen aber erneut an und betragen mittlerweile 18 Prozent (Vorjahr 13 Prozent). Auch die Unterhaltungs-Sparte gewinnt an Bedeutung, da sie von der Konjunktur weniger abhängig ist als das Printgeschäft.

Zu Ringier Entertainment, das mittlerweile 8 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet, gehört beispielsweise die Konzert-Organisation und die Vermarktung von Sport-Ereignissen wie dem Schwergewichts-Boxkampf Klitschko gegen Thompson vom Juli in Bern.

Internet-Bezahlschranke: Ringier wartet ab

Ganz im Zeichen der Konsolidierung steht der Entscheid, das Projekt Internet-Bezahlschranke zu verschieben. Ringier wird die Paywall beim «Blick» nicht wie angekündigt diesen Herbst hochziehen, sondern diesen Schritt erst zu einem späteren Zeitpunkt vollziehen.

Man sei gerne Pionier, sagte Ringier. Aber bei diesem wichtigen Projekt warte man lieber noch etwas ab. Man wolle von anderen Medienhäusern lernen und beobachten, wie sich die Leser verhalten würden. Abschauen will Ringier nicht zuletzt bei der deutschen Boulevard-Zeitung «Bild», welche die Paywall im Sommer hochzieht.

Unklar sei zudem auch noch, welche Inhalte hinter die Bezahlschranke verschoben werden sollen und welche nicht. «Wenn man von den Lesern Geld will, muss man etwas Besonderes bieten.» Was dieses «Besondere» sein soll, muss Ringier erst noch klären. Am Entscheid, die Paywall hochzuziehen, hält das Medienhaus aber fest.

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