Beim Untergang des Flüchtlingsschiffes vor der libyschen Küste am Mittwoch sind wahrscheinlich mehr als 200 Menschen ertrunken. Nach Angaben der italienischen Küstenwache vom Donnerstag hatten sich rund 600 Menschen an Bord befunden, vor allem Syrer.
Das irische Marineschiff «Niamh» hatte 342 überlebende Männer, 12 Frauen und 13 Kinder aufgenommen. An Bord waren auch die Leichen von 25 tot geborgenen Flüchtlingen. Das Schiff nahm Kurs auf das sizilianische Palermo.
Sechs weitere Überlebende, die medizinische Hilfe benötigten, wurden auf die italienische Insel Lampedusa geflogen. Die ganze Nacht über habe die italienische und irische Marine sowie ein Schiff der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) vergeblich nach weiteren Leichen gesucht.
An Bord des Unglücksbootes waren den Angaben zufolge vor allem Menschen auf der Flucht vor dem syrischen Bürgerkrieg. Das Schiff sei wahrscheinlich gekentert, als sich die verängstigten Menschen bei der Annäherung eines Handelsschiffes auf eine Seite des 20 Meter langen Bootes bewegt hätten.
Weiteres Boot entdeckt
Am Donnerstagmorgen kenterte ein weiteres grosses Flüchtlingsboot. Das Boot, das 30 Seemeilen von Libyens Küste unterwegs war, hatte 381 Menschen an Bord, die alle gerettet werden konnten, berichteten italienische Medien am Donnerstag.
Das Schiff ging demnach erst unter, als das italienische Marineschiff «Fiorillo» bereits alle Insassen an Bord genommen hatte. Die geretteten Migranten stammen mehrheitlich aus Syrien, Bangladesch und den Ländern der Subsahara. Sie werden am Freitag in Sizilien erwartet.
In diesem Jahr sind bislang mehr als 2000 Flüchtlinge bei dem Versuch ertrunken, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Im vergangenen Jahr waren es nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration 3279. Erst im April war ein Schiff mit 800 Flüchtlingen gekentert.