Weit mehr als eine Million Menschen haben am Dienstag in Barcelona für einen unabhängigen katalanischen Staat demonstriert. Die im März gegründete Unabhängigkeitsbewegung Katalanische Nationalversammlung (ANC) hatte zu der Demonstration am Nationalfeiertag Kataloniens aufgerufen.
Die Zahl der Teilnehmer übertraf alle Erwartungen. Die ANC sprach von zwei Millionen Teilnehmern. Die Polizei schätzte die Zahl der Demonstranten auf 1,5 Millionen.
Die Grosskundgebung im Zentrum Barcelonas unter dem Motto „Katalonien, ein neuer Staat Europas“ war die grösste in der Geschichte der Region im Nordosten Spanien. Bis zu eintausend Reisebusse mit Demonstranten waren nach Angaben der katalanischen Zeitung „La Vanguardia“ aus allen Teilen der Region in die Hauptstadt Kataloniens gefahren.
„Catalonia is not Spain“ (Katalonien ist nicht Spanien), stand auf vielen Plakaten der Demonstranten geschrieben. Hunderttausende katalanische Nationalisten schwenkten die gelbe katalanische Flagge mit ihren vier roten Streifen. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitut CEO befürworten 51 Prozent der Katalanen die Unabhängigkeit. Heute geniesst die Region Autonomiestatus und verfügt über eine eigene Polizei.
Der Regierungschef der autonomen Region Katalonien, Artur Mas, warnte die Zentralregierung in Madrid, dass „Kataloniens Weg in die Freiheit sich öffnen wird“, wenn Madrid und Barcelona keine Einigung über einen Fiskalpakt erzielten.
Hohe Schulden
Die Regierung in Barcelona klagt seit längerem darüber, dass Katalonien mehr als 16 Milliarden Euro jährlich zur Entwicklung der restlichen Regionen Spaniens beisteuere, ohne dass davon etwas in die katalanische Kasse zurückfliesse.
Katalonien ist mit 7,5 Millionen Einwohnern die wirtschaftlich stärkste Region Spaniens. Die separatistische Bewegung behauptet, dass ein unabhängiges Katalonien zu den wichtigsten Wirtschaftsmächten Europa gehören würde.
Mit 42 Milliarden Euro ist Katalonien allerdings gleichzeitig die am höchsten verschuldete Region Spaniens. Die Schulden belaufen sich auf 21 Prozent des katalanischen Bruttosozialprodukts. Die Regionalregierung hatte im August bei der Regierung in Madrid Nothilfe im Umfang von gut fünf Milliarden Euro beantragt.