Mehr Bootsflüchtlinge als je zuvor und viele Tote im Mittelmeer

Mehr Menschen als je zuvor sind in diesem Jahr nach UNO-Schätzungen per Schiff aus ihren Heimatländern geflohen. Besonders viele riskierten die Flucht über das Mittelmeer.

Gerettetes Flüchtlingsboot in der Nähe von Lampedusa (Archivbild) (Bild: sda)

Mehr Menschen als je zuvor sind in diesem Jahr nach UNO-Schätzungen per Schiff aus ihren Heimatländern geflohen. Besonders viele riskierten die Flucht über das Mittelmeer.

Die UNO-Flüchtlingsorganisation UNHCR in Genf hat die aktuellen Zahlen zu den Bootsflüchtlingen veröffentlicht. Demnach war die tödlichste und am meisten genutzte Route der Welt das Mittelmeer. Rund 207’000 Menschen haben dieses seit Januar 2014 überquert – fast dreimal so viele wie 2011 zu Zeiten des Bürgerkriegs in Libyen. Bei der Überquerung kamen seit Januar 3419 Menschen ums Leben.

Europa sei derzeit das Hauptziel der Flüchtlinge, die per Boot ankommen. Grund für die hohen Zahlen seien Kriege und Konflikte in Syrien, im Irak und in Libyen.

Kritik an Regierungen

Insgesamt nahmen laut UNHCR weltweit rund 348’000 Menschen gefährliche Schiffsüberfahrten auf sich, um bewaffneten Konflikten, Verfolgung oder wirtschaftlicher Not zu entkommen. Die Zahlen exakt zu erfassen sei schwierig, aber alles deute auf einen Rekord hin. Etwa 4270 seien dabei weltweit ums Leben gekommen.

Für viele Regierungen sei es wichtiger, Flüchtlinge aus dem Land zu halten als Asyl zu gewähren, kritisierte UNO-Flüchtlingskommissar António Guterres. «Das ist ein Fehler und eine falsche Reaktion, vor allem in einer Zeit, in der eine Rekordzahl von Menschen vor Kriegen flieht.»

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