Die Zahl der Einbürgerungen ist in der Schweiz gestiegen: Von Januar bis November 2015 liessen sich laut dem Bund 34’900 Personen einbürgern – mehr als im ganzen Jahr 2014. Eine Ursache für den Anstieg sieht ein Migrationsexperte auch in der Politik der SVP.
Die Unsicherheit, welche die Masseneinwanderungsinitiative und die Durchsetzungsinitiative geschaffen hätten, bewege Ausländer und Ausländerinnen dazu, sich einbürgern zu lassen, sagte der Neuenburger Professor und Migrationsexperte Etienne Piguet am Dienstag dem Westschweizer Radio RTS. Zuvor sei der Trend rückläufig gewesen.
Im Jahr 2014 hatten sich rund 33’300 Personen einbürgern lassen, 2015 waren es von Januar bis November bereits über 1600 mehr. Das geht aus den Statistiken des Staatssekretariats für Migration (SEM) hervor. Auf das ganze Jahr 2015 hochgerechnet dürften es rund 38’000 Einbürgerungen und damit 15 Prozent mehr als im Vorjahr sein, wie Radio RTS berichtete.
Dieser Anstieg könnte laut Piguet eine Reaktion auf die Abstimmung über die Masseneinwanderungsinitiative sein. «Ein Teil der Ausländer dürfte sich verunsichert fühlen und Angst haben, die Aufenthaltsbewilligung zu verlieren, zum Beispiel bei Arbeitslosigkeit.»
«Eine Hypothese unter anderen»
Das sei jedoch nur eine Hypothese unter anderen, schränkte Piguet auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda ein. Es gebe mehrere Faktoren: Die Angst, die Stelle zu verlieren, hänge zum Beispiel auch mit der Wirtschaftslage zusammen.
Die Geschichte wiederhole sich, sagte Piguet: Bereits Ende der 1960er Jahre war die Zahl der Einbürgerungen gestiegen – möglicherweise, weil die Menschen Angst hatten, die Schweiz verlassen zu müssen. 1970 hatte das Schweizer Stimmvolk die «Schwarzenbach-Initiative», die den Anteil der ausländischen Bevölkerung auf 10 Prozent beschränken wollte, relativ knapp abgelehnt.