Mehr illegale Einwanderung und Kriminalität an der Tessiner Grenze

An der Schweizer Südgrenze sind im Jahr 2012 deutlich mehr Fälle von illegaler Einwanderung und Kriminalität registriert worden. Im Schnitt wurden pro Tag über 20 Migranten ohne Aufenthaltsgenehmigung bei der Einreise gestoppt.

Auch gefälschte Pässe wurden an der Südgrenze beschlagnahmt (Bild: sda)

An der Schweizer Südgrenze sind im Jahr 2012 deutlich mehr Fälle von illegaler Einwanderung und Kriminalität registriert worden. Im Schnitt wurden pro Tag über 20 Migranten ohne Aufenthaltsgenehmigung bei der Einreise gestoppt.

Das Grenzwachtkorps IV präsentierte die Jahresbilanz am Dienstag in Paradiso TI. Rund 70 Prozent des Migrationsflusses Richtung Schweiz sei im vergangenen Jahr über das Tessin erfolgt, sagte Oberst Mauro Antonini. Insgesamt seien 7500 illegale Einwanderer an den südlichen Grenzübergängen festgehalten worden.

Landesweit seien es 11’000 gewesen. Im Jahr zuvor griffen die Tessiner Grenzwächter gemäss Statistik nur rund 3800 Migranten auf, an allen Grenzen waren es 5600 Personen. Die meisten würden per Zug reisen.

Auch mehr Drogenkuriere gingen den Tessinern nach Aussage von Mauro Antonini ins Netz. Wurden im Jahr 2011 noch 266 erwischt, waren es im vergangenen Jahr 309 Personen. Die Quantität der Substanzen sei aber nur im Fall von Heroin gestiegen (von 0,2 auf 4,6 Kilogramm). Offenbar gehe der Trend zu einer Verkleinerung der Dosen, sagte Antonini. Das erschwere die Arbeit.

Mehr Bussen

Bei der Zollabfertigung hätten die Grenzwächter insgesamt 3488 Bussen ausgestellt, hiess es weiter. Im Jahr 2011 seien es mit 2470 Bussen spürbar weniger gewesen.

Eine Spezialität der Tessiner sei die Aufdeckung von gefälschten Ausweisen, ergänzte Antonini. Mit 463 Fällen (423 im Jahr 2011) liege das Tessin dabei landesweit an der Spitze .

Den Medien wurde in Paradiso eine Auswahl an „Fundstücken“ präsentiert. Neben den gefälschten Ausweisen gab es konfiszierte Pyrotechnik, Zigarettenstangen und abgepackte Drogen zu sehen.

Enge Zusammenarbeit mit Kanton

Der Tessiner Sicherheitsdirektor Norman Gobbi lobte an der Medienkonferenz die engen Kontakte zwischen Grenzwacht, Kantons- und Gemeindepolizei. „Nur durch eine gute Zusammenarbeit der Sicherheitskräfte kann den speziellen Problemen im südlichen Grenzgebiet begegnet werden“, erklärte er.

Langfristig sollen die Zentralen der Grenzwacht und der Kantonspolizei in Bellinzona unter einem Dach vereint werden. Die verstärkte Kooperation diene auch den Einsätzen gegen die regelmässigen Überfälle im Grenzgebiet auf Tankstellen und Finanzinstitute, sagte Gobbi.

Gemeinsame Patrouillen VS und VD

Auch in den Grenzkantonen Wallis und Waadt bauen Grenzwacht und Kantonspolizei ihre Zusammenarbeit aus. Seit September sind die Waadtländer Grenzwächter deshalb mit Polizeikompetenzen ausgestattet. Sie dürfen im Alleingang gegen illegale Aufenthalter, Drogen- oder Waffenhändler und Verkehrssünder vorgehen. Eine ähnliche Regelung steht derzeit auch im Wallis zur Diskussion.

„Die Waadt war der erste Kanton, in dem ein formelles Kooperationsabkommen mit der Grenzwacht geschlossen wurde“, erklärte Grenzwachtkommandant Jean-Luc Boillat am Dienstag vor den Medien. Seit damals im Jahr 1986 ist die Zusammenarbeit laufend vertieft worden, wie Boillat sagte. So waren 2012 insgesamt 166 gemischte Patrouillen unterwegs, mehr als doppelt so viele wie 2011.

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