Die Zahl der Minderjährigen, die nach einer Straftat fremdplatziert werden, ist seit 2010 zum ersten Mal gestiegen – gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent. Ein Grund für die Zunahme ist das persönliche Umfeld straffälliger Jugendlicher.
Am Stichtag 7. September 2016 waren schweizweit 477 Minderjährige ausserhalb ihrer Familien untergebracht, weil sie mit dem Jugendstrafrecht in Konflikt geraten waren. Im Jahr davor waren es 455 gewesen, wie das Bundesamt für Statistik am Montag mitteilte.
Bei etwas mehr als der Hälfte der betroffenen Jugendlichen wurde die Fremdplatzierung vorsorglich angeordnet. Diese Zahl ist im letzten Jahr um 13 Prozent gestiegen. Stabil blieb dagegen die Zahl der Minderjährigen, die nach einem Urteil fremdplatziert wurden.
Der Anstieg im letzten Jahr kann laut BFS unter anderem auf eine vermehrte Straffälligkeit bei Jugendlichen zurückzuführen sein, deren persönliche Umstände eine Fremdplatzierung nötig machen. Ein weiterer Grund ist die Praxisänderung der Jugendanwaltschaften zu mehr stationären Massnahmen.
Trotz der leichten Zunahme ist die Zahl der fremdplatzierten Jugendlichen im langjährigen Vergleich deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2010 waren noch 861 Minderjährige fremdplatziert worden – seither ist die Zahl kontinuierlich gesunken.
Männlich und über 15-jährig
Über die Jahre stabil geblieben ist der Ausländeranteil und das Geschlechterverhältnis: 93 von 100 fremdplatzierten Minderjährigen gehörten 2016 der ständigen Wohnbevölkerung an, 65 von 100 waren Schweizer. Neun von zehn Jugendlichen waren männlich und über 15 Jahre alt.
Der grösste Teil der betroffenen Minderjährigen befand sich in einer erzieherischen Institution, zumeist bei offener Unterbringung. Eine Minderheit sass in Untersuchungs- oder Sicherheitshaft, war in stationärer Beobachtung oder in einer Familie fremdplatziert.
Zunahme bei vorzeitigem Strafvollzug
Bei den inhaftierten Erwachsenen zeigte sich am Stichtag ein sehr ähnliches Bild wie ein Jahr zuvor. Insgesamt waren schweizweit 6912 Erwachsene inhaftiert. Mehr als verdoppelt hat sich seit 1999 dagegen die Zahl der Personen im vorzeitigen Straf- oder Massnahmenvollzug.
Entspannt hat sich die Situation in den Gefängnissen in der Westschweiz, die seit einigen Jahren aus allen Nähten platzen. Diese waren laut BFS am Stichtag noch mit 104 Prozent überbelegt (Vorjahr: 108 Prozent). In den übrigen Regionen der Schweiz betrug die Belegungsrate im Schnitt 92 Prozent.