In einem australischen Asylbewerberlager haben mehrere Mütter versucht, sich das Leben zu nehmen. Offenbar versuchten sie, so die Chance ihrer Kinder auf Asyl zu verbessern.
«Sie sagen, ‚die Babys werden eine bessere Chance im Leben haben, wenn ich tot bin’», sagte der örtliche Bezirksratsvorsitzende Gordon Thompson auf der Weihnachtsinsel nördlich von Australien am Mittwoch. «Dies ist eine schockierende Folgerung, doch das ist der Zustand der Hilflosigkeit in dem Zentrum im Moment».
Gemäss der höchst umstrittenen Asylpraxis Australiens dürfen Asylbewerber, selbst wenn sie als politische Flüchtlinge anerkannt werden, nicht in Australien bleiben, sondern werden in Lagern in Papua Neuguinea oder dem Pazifikstaat Nauru interniert. Laut dem «Sydney Morning Herald» versuchten die Mütter sich das Leben zu nehmen, nachdem ihnen diese Woche mitgeteilt wurde, dass sie von der Weihnachtsinsel nach Papua Neuguinea oder Nauru gebracht werden sollten.
Ministerpräsident Tony Abbott nannte die Berichte «erschütternd», warnte aber, seine Regierung werde sich nicht erpressen lassen. Es sei nicht akzeptabel, dass Leute der Regierung drohten, sich selbst Schaden zuzufügen, wenn sie keine Aufenthaltsgenehmigung bekämen.
«Ich glaube nicht, dass irgendein Australier wollen würde, dass wir vor moralischer Erpressung kapitulieren», sagte der konservative Politiker, der eine besonders harte Haltung in der Asylpolitik vertritt.
Australien unter Druck
Die Grünen-Politikerin Sarah Hanson-Young sagte, ihr sei in Gesprächen mit Flüchtlingen in den Lagern bestätigt worden, dass zehn Mütter wegen akuter Suizidgefahr unter Aufsicht seien. Sie warf der Regierung vor, Menschen bis an den «Punkt der Selbstzerstörung» zu drängen.
Australien steht derzeit auch unter Druck wegen des Falls von 153 Flüchtlingen aus Sri Lanka, die derzeit auf einem Grenzschutzschiff festgehalten werden. Anwälte sagen, ihre Zwangsrückführung nach Sri Lanka wäre illegal.
Zudem gibt es Vorwürfe, dass die Flüchtlinge misshandelt wurden. Das Oberste Gericht will demnächst dazu entscheiden. Einwanderungsminister Scott Morrison nannte die Vorwürfe am Mittwoch bei einem Besuch in Colombo «beleidigend» und wies sie zurück.