Die wütenden Proteste gegen einen islamfeindlichen US-Film in der islamischen Welt reissen nicht ab. Mehrere Personen wurden getötet. In Tunis stürmten Demonstranten die US-Botschaft. Im Sudan richtete sich die Wut der Menge auch gegen die Vertretungen Deutschlands und Grossbritanniens.
Tausende Demonstranten steckten am Freitag die deutsche Botschaft in Sudans Hauptstadt Khartum in Brand. Einige Demonstranten rissen auf dem Gebäude zudem die deutsche Flagge herunter und hissten eine islamistische Fahne. Botschaftspersonal kam nicht zu Schaden.
Auch die nahe gelegene britische Botschaft in Khartum wurde angegriffen. Danach zogen mehrere hundert Demonstranten zur US-Botschaft.
Dort kam es zu schweren Zusammenstössen mit Sicherheitskräften, die Warnschüsse abfeuerten. Ein Demonstrant starb, als ein Polizeifahrzeug ihn überfuhr. Ein weiterer Mann kam unter ungeklärten Umständen ums Leben.
Beim Sturm der US-Vertretung in der tunesischen Hauptstadt Tunis starben am Freitag laut Angaben der tunesischen Nachrichtenagentur TAP mindestens drei Menschen. 28 Menschen wurden demnach verletzt.
Fahrzeuge in Brand gesetzt
Mehrere Demonstranten waren über eine der Botschaftsmauern geklettert. Nachdem die Menge Molotowcocktails auf das Gelände geworfen hatte, brannten mehrere Fahrzeuge. Die Polizei setzte zunächst Tränengas ein. Später schossen die Sicherheitskräfte.
Zu gewaltsamen Ausschreitungen kam es auch in Libanon, wo Papst Benedikt XVI. sich zu einem Besuch aufhielt. Etwa 300 Islamisten zündeten ein US-Schnellrestaurant in Tripolis an. Bei Zusammenstössen mit Sicherheitskräften wurde nach Angaben aus Sicherheitskreisen ein Demonstrant erschossen, 25 weitere Menschen wurden verletzt.
In der ägyptischen Hauptstadt Kairo versammelten sich zehntausende Menschen vor der US-Botschaft. Randalierer warfen Steine auf die Polizei. Laut Augenzeugen warfen die Polizisten die Steine zurück und vertrieben die Protestierenden mit Tränengas.
Ohne Zwischenfälle verliefen die von den Muslimbrüdern organisierten Proteste vor den Moscheen des Landes. Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi hatte zuvor erklärt, es sei zwar legitim, gegen den Mohammed-Schmähfilm zu protestieren. Dabei dürfe man jedoch keine Gewalt anwenden.
USA schicken Spezialeinheit in den Jemen
In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa feuerten Sicherheitskräfte mit scharfer Munition und Tränengas, als etwa 2000 Menschen zur US-Botschaft marschieren wollten. Am Donnerstag waren vier Menschen bei Protesten vor der US-Botschaft in Sanaa getötet worden.
Die USA entsandten zum Schutz ihrer Botschaften je eine Spezialeinheit der US-Marineinfanterie in den Jemen und nach Libyen. Zu heftigen Protesten nach dem Freitagsgebet kam es unter anderem auch in Bangladesch, Afghanistan, Iran und in den palästinensischen Gebieten.
Auslöser der Proteste waren die auf Youtube veröffentlichten Sequenzen von „Innocence of Muslims“ („Unschuld der Muslime“). Darin wird der Prophet Mohammed als Mörder, Kinderschänder und Frauenheld dargestellt. YouTube hat den Zugang zu dem umstrittenen Video in Libyen, Ägypten, Indien und Indonesien zeitweise gesperrt.