Schwere Vorwürfe gegen Mönche, Zivilisten und Sicherheitskräfte in Burma: Human Rights Watch wirft ihnen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ethnische Säuberungen im Bundesstaat Rakhine vor. Die Opfer: Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya.
Dutzende seien teils unter den Augen von Lokalbehörden und Sicherheitskräften getötet und in Massengräbern verscharrt worden, berichtete die Menschenrechtsorganisation am Montag in Bangkok. Mindestens 125’000 Menschen seien vertrieben worden. Sie dürften bis heute nicht zurückkehren und der Staat blockiere jede Hilfe für sie. Die Organisation dokumentiert mindestens 211 Todesfälle.
Human Rights Watch (HRW) kritisierte die Europäische Union wegen der geplanten Aufhebung der Sanktionen gegen Burma. Das sei angesichts der schweren Menschenrechtsverletzungen verfrüht, sagte der stellvertretende HRW-Asiendirektor Phil Robertson.
Die BBC zeigte Polizeivideos, die im März in Meiktila in Zentralburma aufgenommen wurden. Darauf waren Polizisten zu sehen, die tatenlos zusahen, während Muslime attackiert und in einem Fall Brand gesetzt werden.
Nach dem Human Rights Watch-Bericht kam es vor allem im Juni und Oktober vergangenen Jahres zu Gewaltattacken gegen Muslime. «Während meist Mobs mit Waffen im Einsatz waren, haben mehrere Säulen der Sicherheitskräfte daneben gestanden und sind nicht eingeschritten», heisst es darin. «Manchmal haben sie sich an den Gräueltaten beteiligt.» Niemand sei zur Verantwortung gezogen worden.
Regierung: Einseitiger Bericht
Ein Sprecher des Büros von Präsident Thein Sein wies den Bericht als einseitig zurück. «Wir interessieren uns dafür nicht», sagte Ye Htut. Die Regierung hat einen eigenen Bericht über die Vorgänge in Rakhine in Auftrag gegeben. Er sollte Dienstag veröffentlicht werden.
Die Rohingya sind ethnisch den Völkern von Indien und Bangladesch verwandt. Sie leben teils seit Jahrhunderten in der Region an der Grenze zu Bangladesch.
Das Gebiet von Rakhine wurde vor mehr als 200 Jahren von Burma annektiert. Schon unter der bis 2011 regierenden Militärjunta verweigerten die Behörden ihnen die Staatsangehörigkeit. Seit der Öffnung des Landes hat sich nichts daran geändert.