Ein halbes Jahr vor dem G7-Gipfel demonstrieren Bundeskanzlerin Angela Merkel und der britische Premier David Cameron Einigkeit. Bei den EU-Reformen, dem wichtigsten Thema für Grossbritannien, blieb die Kanzlerin am Mittwochabend in London aber vage.
Merkel äusserte sich nach dem Treffen mit Premier Cameron zuversichtlich, dass Griechenland auch nach der vorgezogenen Parlamentswahl Ende Januar in der Euro-Zone bleibe. «Wir haben eine riesige Strecke des Weges zurückgelegt, und ich habe überhaupt keinen Zweifel, dass wir auch den Rest dieser Strecke gemeinsam zurücklegen werden», sagte sie in London.
Die deutsche Regierung und sie selbst hätten ihr Handeln immer danach ausgerichtet, dass Griechenland in der Euro-Zone bleibe, sagte Merkel. Ihr Regierungssprecher hatte zuvor Berichte zurückgewiesen, wonach im Kanzleramt Strategien für einen möglichen Austritt Griechenlands aus dem Euro durchgespielt würden.
Vorbereitung auf G7-Gipfel
Merkels erste Auslandreise in diesem Jahr sollte vor allem der Vorbereitung des G7-Gipfels der Gruppe wichtiger Industriestaaten dienen. Es gebe bei den Themen grosse Übereinstimmung zwischen beiden Ländern, sagte sie.
Auf der Agenda im Juni in Bayern stünden die geplante Verabschiedung des Klimaschutz-Abkommens von Paris, der Meeresschutz, Gesundheitsthemen wie Ebola und Antibiotika-Resistenzen sowie die Selbstständigkeit von Frauen.
Über die Ukraine-Krise und Sanktionen für Russland wollten die beiden Regierungschefs sich ebenfalls austauschen. Er sei sicher, dass darüber beim Abendessen gesprochen werde, sagte Cameron. Nach seinen Angaben wollen sich der russische Präsident Wladimir Putin und sein ukrainischer Amtskollege Petro Poroschenko in der kommenden Woche treffen.
Merkel sagte, es gebe ihrer Meinung nach eine «sehr gemeinsame Haltung» Grossbritanniens und Deutschlands mit Blick auf Russland.
EU-Freizügigkeit unantastbar
Bei dem in Grossbritannien besonders wichtigen Thema EU-Reformen blieb die Kanzlerin im Allgemeinen. Sie betonte erneut, dass die Freizügigkeit nicht antastbar sei und sie gern mit Grossbritannien in einer starken EU zusammenarbeite. Allerdings müsse ein Missbrauch der Sozialsysteme bekämpft werden.
Zuvor hatten Merkel und Cameron eine als bahnbrechend gefeierte Deutschland-Ausstellung, «Germany: Memories of a Nation», im British Museum besucht. Museumsdirektor Neil MacGregor zeigte den Regierungschefs Ausstellungsstücke wie eine Erstausgabe von «Grimms Märchen» oder eine Wiege aus der Bauhaus-Zeit, anhand derer die Ausstellung 600 Jahre deutscher Geschichte erklärt.
Merkel sprach von einer «sehr bereichernden» Erfahrung, einmal aus einem anderen Blickwinkel auf die deutsche Geschichte zu schauen.