Hans-Rudolf Merz habe als Bundesrat viele Hochs und Tiefs erlebt, schreibt der Journalist Philippe Reichen in seiner Biografie über den alt Bundesrat. „Härte, Herz und Humor“ blickt aber nicht nur auf den Politiker, sondern rückt den Menschen ins Zentrum.
Wie die Karriere von Hans-Rudolf Merz erlebte auch das Buchprojekt ein mehrjähriges Auf und Ab. Ursprünglich hätte das Buch 2009 zum Präsidialjahr von Merz erscheinen sollen. Doch dann erlitt der damalige Bundesrat einen Herzstillstand, das Projekt wurde verschoben.
Als Bundespräsident durchlebte Merz dann das schwierigste Jahr in seiner Politik-Karriere. Die Libyen-Affäre, das UBS-Debakel und der Druck auf das Bankgeheimnis brachten dem Appenzeller Politiker viel Kritik ein.
Anfang 2010 untersagte Merz die Publikation der Biografie – mit einer überraschenden Begründung: Das Buch fokussiere zu sehr auf seine Person und werde den grossen Veränderungsprozessen im Zuge der Finanzkrise und der Diskussion über das Bankgeheimnis nicht gerecht, argumentierte Merz damals.
Nach seinem Rücktritt aus der Landesregierung im Herbst 2010 änderte Merz seine Meinung und autorisierte die Biographie. Er brachte seine eigene Sicht ein, liess kritische Passagen jedoch stehen. Am 21. September erscheint das 300 Seiten dicke Buch, kurz vor dem 70. Geburtstag des ehemaligen Magistraten am 10. November.
Keiner, wie er
„Kein Bundesrat in der Geschichte der Schweiz nach dem Zweiten Weltkrieg hat den Staatshaushalt in ähnlichem Umgang saniert wie der Ausserrhoder“, schreibt der 35-jährige Autor und Journalist Philippe Reichen über sein Buch, das im Appenzeller Verlag erschienen ist.
Dass dem Finanzminister der harte Sparkurs gelang, habe viel mit seiner Lebenseinstellung zu tun. Seine oft gemachte Aussage, dass man jeden Franken zuerst verdienen müsse, bevor man ihn ausgeben könne, sei sein oberstes Prinzip als Familienvater gewesen.
Gelebte Sparsamkeit
Merz schrieb noch an seiner Dissertation, als der älteste seiner drei Söhne geboren wurde. Als Assistenz an der Handelshochschule, der heutigen Universität St. Gallen, habe der spätere Finanzminister ein bescheidenes Einkommen gehabt, schreibt der Autor.
Seine Sparsamkeit lebte er auch seinen Söhnen vor. Wenn einer für seine Stereoanlage neue Lautsprecher kaufen wollte, übernahm Hans-Rudolf Merz die alten. „So wie der Vater einst die Buchhaltung der Familie führte, führte er auch den Staatshaushalt“, sagen seine Söhne.
Herz und Humor
In seinem Präsidialjahr, das eigentlich die Krönung seiner Karriere hätte werden sollen, jedoch zum „annus horribilis“ wurde, habe der sonst vorsichtige Merz vieles gewagt, schreibt der Autor. Die hohen Risiken – ob in der Libyen-Affäre oder beim Debakel um die UBS – sei der damalige Bundespräsident aus purer Menschlichkeit eingegangen.
Unvergessen bleibe sein Humor. Der legendäre Lachanfall in der Fragestunde des Nationalrats, als es um die Einfuhrbestimmungen von Bündnerfleisch ging, wird neben anderen Fotos in der Mitte des Buches abgebildet.