Mildes Urteil für verantwortlichen US-Soldaten bei Haditha-Massaker

Das Massaker von Haditha, das das Image der USA im Irak-Krieg nachhaltig beschädigt hat, bleibt ungesühnt. Für eines der schwersten Kriegsverbrechen der US-Armee im Irak muss auch der hauptverantwortliche Soldat nicht ins Gefängnis.

Der Unteroffizier und seine Anwältin auf dem Weg in den Gerichtssaal (Bild: sda)

Das Massaker von Haditha, das das Image der USA im Irak-Krieg nachhaltig beschädigt hat, bleibt ungesühnt. Für eines der schwersten Kriegsverbrechen der US-Armee im Irak muss auch der hauptverantwortliche Soldat nicht ins Gefängnis.

Ein Militärgericht in Kalifornien verurteilte den Unteroffizier Frank Wuterich am Dienstag (Ortszeit) zwar zu 90 Tagen Haft, doch muss er die Strafe wegen einer Abmachung zwischen Anklage und Verteidigung nicht absitzen. Die irakische Regierung reagierte am Mittwoch erbost auf das Urteil.

Wuterich bekannte sich der Pflichtverletzung für schuldig. Demnach wird der Unteroffizier nun lediglich im Dienstgrad zurückgestuft, muss aber nicht ins Gefängnis. Ihm bleiben auch Gehaltseinbussen erspart. Das Gericht führte dafür als mildernden Umstand Wuterichs Situation als alleinerziehender Vater an.

Die Anklage hatte ursprünglich auf Totschlag in neun Fällen gelautet. Diesen Vorwurf hatte die Anklage bereits fallengelassen, weil sich der 31-Jährige am Montag vor dem Gericht schuldig bekannt hatte.

Rachefeldzug

Am 19. November 2005 war eine Gruppe Marineinfanteristen unter Wuterichs Kommando nach dem Tod eines Kameraden bei einem Anschlag in einem regelrechten Rachefeldzug durch die Stadt Haditha in der Provinz al-Anbar im Nordwesten des Landes gezogen. Rund drei Stunden lang gingen sie von Haus zu Haus und töteten 24 Menschen, darunter zehn Frauen und Kinder.

Die US-Armee hatte anfangs erklärt, die Zivilisten seien durch einen Sprengsatz ums Leben gekommen. Recherchen des US-Magazins „Time“ brachten das Massaker 2006 ans Licht.

Der Angeklagte hatte eingeräumt, den Befehl ausgegeben zu haben, erst zu schiessen und dann Fragen zu stellen. Wuterich erklärte aber, er habe damit eine Bedrohung abwehren und das Leben seiner Leute retten wollen.

In einer Erklärung vor Gericht entschuldigte sich Wuterich bei den Angehörigen der Opfer. Er habe nicht auf unschuldige Frauen und Kinder gezielt, betonte er. Hintergrund seiner Anordnung sei nicht gewesen, zivile Opfer zu treffen, sondern im Angesicht des Feindes potenziell tödliches Zögern zu verhindern.

Widersprüche

Diese Erklärungen widersprechen allerdings Aussagen von Angehörigen der Einheit sowie Vorwürfen der Anklage, wonach Wuterich Schüsse in ein dunkles Hinterzimmer feuerte, in dem eine Frau und Kinder getötet wurden.

Mit dem Urteil vom Dienstag endete der letzte von einst acht Prozessen gegen US-Soldaten in dem Fall. Ein Angeklagter wurde freigesprochen, in den anderen Fällen wurden die Vorwürfe fallen gelassen. Wuterich hat angekündigt, die Marineinfanterie zu verlassen.

Nächster Artikel