Der als Milliardenzocker bekanntgewordene Börsenhändler Jérôme Kerviel muss endgültig ins Gefängnis. Das oberste französische Gericht wies am Mittwoch die Revision des 37-Jährigen in entscheidenden Teilen als unbegründet zurück.
Lediglich das Verfahren um die Schadenersatzansprüche muss neu aufgerollt werden. In den beiden vorangegangenen Verfahren hatten es Richter als erwiesen angesehen, dass Kerviel eigenmächtig und ausserordentlich skrupellos 4,9 Mrd. Euro verzockte.
Sie verurteilten ihn wegen Untreue, Dokumentenfälschung und Manipulation von Computerdaten zu drei Jahren Haft, zwei weitere wurden zur Bewährung ausgesetzt. Zudem verfügten sie, dass Kerviel der Société Générale den Schaden komplett ersetzten muss.
Dieses Urteil hatte jedoch nur symbolischen Charakter, da der Verurteilte kein grösseres Vermögen besitzt. Kerviels Anwälte bezeichneten die Entscheidung vom Mittwoch als Teilsieg für ihren Mandanten. Das neue Schadenersatzverfahren werde vor allem ein Prozess gegen die Société Générale sein.
Kerviel
hält sich für unschuldig
Kerviel hält sich bis heute für unschuldig. Er behauptet, dass sein früherer Arbeitgeber von den Spekulationsgeschäften wusste und sie tolerierte. Ein Vertreter der Grossbank wies die Interpretation der Kerviel-Anwälte zurück und sagte, Kerviel habe seinen Prozess verloren, die Bank ihren gewonnen.
Kerviel erreichte die Nachricht über das Urteil auf einer rund 1400 Kilometer langen Wanderung von Rom nach Paris, die er nach einem Treffen mit Papst Franziskus begonnen hatte. Einen Kommentar wollte er zunächst nicht abgeben.
Nach Abzug seiner Untersuchungshaft bleiben ihm rechnerisch noch rund zwei Jahre und zehn Monate Gefängnis. Ein Anwalt der Société Générale sagte am Mittwoch, die Bank werde gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft einen genauen Blick darauf habe, dass Kerviel seine Strafe verbüssen müsse.
Affäre liess Köpfe rollen
Kerviel hat bislang nur wenige Wochen nach seiner Festnahme im Jahr 2008 hinter Gittern gesessen. Danach erreichten seine Anwälte eine Aussetzung des Haftbefehls. Sie bezeichneten den Prozess gegen ihren Mandaten mehrfach als eine grosse Vertuschungsaktion zum Schutz der Finanzindustrie.
Die Bank hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Sie traf nach dem Milliardenverlust zahlreiche Vorkehrungen, um Fälle wie diesen zukünftig unmöglich zu machen. Die Affäre riss das Finanzinstitut mit zuletzt mehr als 154’000 Mitarbeitern in eine tiefe Krise und kostete etlichen Top-Managern den Job.