Millionen gläubige Hindus sind am Sonntag in den „heiligen Fluss“ Ganges eingetaucht. Beim weltgrössten religiösen Fest in Nordindien wurden bei einer Massenpanik mindestens zehn Menschen getötet. Mehr als ein Dutzend Personen seien verletzt worden, sagte der indische Eisenbahnminister Pawan Kumar Bansal.
Die Pilger wurden laut Medienberichten an einem Bahnhof nahe des Kumbh-Mela-Fests bei der Stadt Allahabad totgetrampelt. Bei einem Gedränge sei das Geländer einer Brücke gebrochen, die Menschen auf die Gleise und Bahnsteige gestürzt.
An dem „Fest des Kruges“ nehmen alle zwölf Jahre Hindus aus der ganzen Welt teil. Die Veranstalter schlossen aus Luftaufnahmen, dass sich dieses Jahr fast 40 Millionen Menschen in Allahabad aufhielten, einer Stadt mit sonst 1,2 Millionen Einwohnern.
Ein örtlicher Beamter sagte an einer Medienkonferenz, bis zum Abend seien als Teil der religiösen Zeremonie mehr als 30 Millionen Menschen in den Fluss eingetaucht.
Alle zwölf Jahre
Die Gläubigen wollen sich durch das Bad im Ganges von Sünden reinigen und aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburten befreien. Der Neumondtag ist für Hindus besonders glückverheissend und deswegen der wichtigste Tag des 55-tägigen Festes. Bei der letzten Maha Kumbh Mela waren zum Haupttag 27 Millionen Menschen zusammengekommen.
Das Hindu-Fest findet nur alle zwölf Jahre am Zusammenfluss von Ganges, Yamuna und dem nur in der Mythologie existierenden Strom Saraswati statt. Die genauen Daten werden von Astrologen anhand der Positionen von Sonne, Mond und Jupiter bestimmt. Zu dem Fest, das dieses Mal bis 10. März dauert, erwarten die Organisatoren insgesamt 100 Millionen Menschen.
In den vergangenen Jahrzehnten hatte es immer wieder Massenpaniken mit Toten gegeben. Diesmal sind 25’000 Polizisten, 17’000 Paramilitärs und 10’000 Freiwillige im Einsatz, um die Menschenmassen durch das sandige Flussbett zu leiten.
Zuerst die Mönche, dann die anderen Gläubigen
In der Nacht waren traditionell die asketischen Hindu-Mönche, Naga Babas genannt, in einer streng festgelegten Reihenfolge ihrer Orden ins Wasser gerannt. Ihnen folgten zu Klängen von Muschelhörnern und Trommeln die anderen Gläubigen, die vom Zug, Auto oder Traktor mindestens fünf Kilometer bis zum Fluss laufen mussten. Unzählige Holzzäune und mobile Barrikaden lenkten die Massen.
Gläubige dürfen nur wenige Minuten verweilen, ehe sie das Ufer wieder verlassen müssen. Viele überqueren den Fluss auch auf einer der 18 Pontonbrücken oder fahren mit einem Holzboot in die Flussmitte, wo sich die Flüsse vereinigen.
Kumbh Melas werden bereits seit Tausenden von Jahren gefeiert. Sie gehen auf einen hinduistischen Schöpfungsmythos zurück, nach dem ein Gott im Streit mit Dämonen einen Krug mit heiligem Nektar ergatterte. Auf der Flucht in den Himmel verlor er an vier Orten einige Tropfen der Flüssigkeit. Dort wird heute alle drei Jahre reihum die Kumbh Mela gefeiert – die grösste und wichtigste in Allahabad.