100 Millionen Euro muss die deutsche Gesellschaft von Bell bezahlen. Das deutsche Kartellamt wirft dem Schweizer Wursthersteller vor sich mit der Konkurrenz abgesprochen zu haben.
Das deutsche Bundeskartellamt hat Wursthersteller zu Bussgeldern von insgesamt rund 338 Millionen Euro verdonnert. Die deutsche Gesellschaft des Schweizer Fleischverarbeiters Bell allein soll rund 100 Millionen Euro zahlen.
Die Firmen hätten sich über Jahre abgesprochen, um Preiserhöhungen gegenüber dem Detailhandel durchzusetzen, sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt am Dienstag. Betroffen seien 21 Unternehmen und 33 verantwortliche Personen. Die Bussgelder reichten von wenigen Hunderttausend Euro bis hin zu hohen Millionenbeträgen.
Das Gesamtbussgeld erscheine auf den ersten Blick zwar hoch, relativiere sich aber vor dem Hintergrund der grossen Zahl der beteiligten Unternehmen, der Kartelldauer und den Milliardenumsätze, die in dem Markt erzielt würden, sagte Mundt. Zur Höhe der Bussgelder für einzelne Firmen machten die Wettbewerbshüter keine Angaben.
Bell will sich wehren
Bell legte die Busse für ihre deutsche Gesellschaft in einer Stellungnahme offen. Darin kritisierte die Coop-Tochter die Sanktion als ungerechtfertigt und wies die Vorwürfe zurück. Der ergangene Bussgeldbescheid sei sachlich falsch und rechtlich verfehlt, die Bussgeldhöhe zudem in einer margenschwachen Industrie gänzlich unverhältnismässig, hiess es.
Überdies beziehen sich die Vorwürfe laut Bell auf einen Zeitraum vor der Übernahme der betroffenen Firmen Zimbo Fleisch- und Wurstwaren und Abraham. Bell war bei Zimbo Ende 2008 und bei Abraham Ende 2009 eingestiegen.
Bell kündigte an, sich umfassend zu verteidigen und den Bussgeldbescheid vor Gericht angreifen zu wollen. Bis zu einer endgültigen gerichtliche Klärung dürften aber mehrere Jahre vergehen.
Jahrelange Preisabsprachen
Die Ermittlungen sind laut Kartellamt nach einem anonymen Hinweis ins Rollen gekommen. Im Januar 2009 hatten Ermittler 19 Unternehmen durchsucht. Seitdem waren dem Kartellamt zufolge noch einige Firmen hinzugekommen. Im Laufe des Verfahrens hätten elf Unternehmen kooperiert und Geständnisse abgelegt.
Zwischen verschiedenen Wurstherstellern sei es insbesondere seit 2003 zu konkreten Absprachen gekommen. Dabei seien Preisspannen für Produktgruppen wie Roh-, Brüh-, Kochwurst und Schinken abgestimmt worden.