Im Irak sind am Donnerstag bei mehreren Bombenanschlägen mindestens 60 Menschen ums Leben gekommen und Dutzende verletzt worden. Die Anschläge richteten sich hauptsächlich gegen Schiiten. Seit dem Abzug der US-Truppen haben die Spannungen zwischen den Volksgruppen im Irak zugenommen.
Allein in Bagdad erschütterten während des morgendlichen Berufsverkehrs zehn Explosionen vorwiegend schiitische Stadtteile. Weitere Angriffe richteten sich gegen Polizeistreifen, Pendler und belebte Einkaufsviertel. Über 30 Personen starben alleine in der irakischen Hauptstadt.
„Wir sassen in einem Restaurant und assen Suppe zum Frühstück als die Bombe explodierte“, sagte Polizist Ahmed Kadhim der Nachrichtenagentur Reuters. „Ich habe das Bewusstsein verloren und als ich wieder zu mir kam, sah ich nur Staub und Rauch. Überall waren Menschen und Leichenteile.“
Weitere Explosionen gab es in der Provinz Babylon südlich von Bagdad, in der westlichen Anbar-Provinz sowie in Salaheddin, Dijala, Kirkuk und Ninive im Norden. Unbehelligt blieben nur die südlichen Provinzen, in denen inzwischen fast nur noch Schiiten leben.
In der Anbar-Provinz kam es am Nachmittag zu einem Feuergefecht, als Unbekannte eine Strassensperre der Armee angriffen. Im Kugelhagel starben nach Angaben der Polizei ein Soldat und drei Passanten.
Al-Kaida soll Urheber sein
Das irakische Innenministerium machte Al-Kaida und ihr nahestehenden Gruppen für das Blutbad verantwortlich. Die Anschläge erschütterten das Land nur wenige Wochen vor einem geplanten Gipfel der Arabischen Liga in Bagdad.
„Die Angriffe zielen auf die konfessionelle Spaltung des irakischen Volkes ab und sollen das Treffen der Arabischen Liga verhindern“, sagte Parlamentspräsident Osama al-Nudschaifi. Erst am Sonntag waren in Bagdad bei einem Selbstmordanschlag auf eine Polizeiakademie 20 Menschen getötet worden.
Seit dem Abzug der letzten US-Soldaten explodieren im Irak mit trauriger Regelmässigkeit Bomben. Die irakischen Regierungsparteien nutzen die brutale Gewalt für Schuldzuweisungen, anstatt sich im Angesicht des Terrors zusammenzuraufen.