Flüchtlingsdrama an der türkischen Mittelmeerküste: Mindestens 61 Menschen – darunter gut die Hälfte Kinder – sind am Donnerstag beim Untergang eines Flüchtlingsbootes in der Nähe von Izmir ertrunken.
Das von Schleusern organisierte Schiff schlug nur rund 50 Meter von der Küste entfernt an einem Felsen leck und sank, wie türkische Nachrichtenagenturen berichteten.
Viele der Menschen an Bord seien im Laderaum des Fischerbootes gefangen gewesen, mehr als ein Dutzend Passagiere seien so mit dem Schiff untergegangen. Der Kapitän und ein Matrose wurden festgenommen.
Das Boot hatte vor allem Palästinenser an Bord, aber auch Syrer und Iraker. Insgesamt seien auf dem nur etwa 15 Meter langen Boot mehr als 100 Menschen gewesen, darunter viele Frauen und Kinder, berichteten türkische Medien. Unter den Toten waren demnach mindestens 28 Kinder und drei Säuglinge.
50 Meter bis zur Küste
Mehr als 40 Menschen überlebten das Unglück, weil sie die etwa 50 Meter bis zur Küste schwammen oder aus dem Wasser gezogen wurden. Dutzende schafften es jedoch aus eigener Kraft nicht bis an Land. Rettungskräfte suchten im Seegebiet vor Ahmetbeyli bei Izmir am Donnerstag weiter nach möglichen Überlebenden.
Die türkische Polizei vernahm am Donnerstag Überlebende des Unglücks. Diese hätten erklärt, dass Menschenschmuggler ihnen eine Passage nach Griechenland in die Europäische Union versprochen hätten. Als Ziel der Reise sei Grossbritannien angegeben worden.
Im Mittelmeer kommen immer wieder Flüchtlinge ums Leben, die in alten oder nicht seetüchtigen Booten auf dem Weg in die EU sind. Der Transport ist oftmals von Mafiabanden organisiert, die Tausende Euro für den Transport verlangen. Im vergangenen Jahr gab es vor der Küste Nordafrikas zwei grosse Schiffsunglücke, nach denen jeweils mehr als 200 Menschen vermisst wurden.
Von der Türkei aus nehmen viele Flüchtlinge auch den Landweg über Griechenland oder Bulgarien. Griechenland hat die Kontrollen zuletzt weiter verschärft, um illegale Einwanderung zu unterbinden. Die Türkei hat dagegen ihre Einreisebestimmungen in den vergangen Jahren gelockert.
Im Mai hatte die EU-Kommission die griechische Grenze zur Türkei als grössten „Brennpunkt“ beim Schutz der EU-Aussengrenzen bezeichnet.
Zugleich sorgt die Flüchtlingswelle im krisengeschüttelten Griechenland für zunehmende Frustration. Das UNO-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) meldete Ende August „beunruhigende Ausmasse“ rassistisch motivierter Gewalt in Griechenland.