Mindestens 70 Tote bei IS-Anschlag auf Sufi-Schrein in Pakistan

Bei einem der schwersten Terroranschläge in der Geschichte Pakistans sind mindestens 70 Menschen getötet worden. Nach Angaben der Polizei sprengte sich ein Selbstmordattentäter in der Provinz Sindh inmitten eines grossen Schreins liberaler Sufi-Muslime in die Luft.

Pakistanische Sicherheitskräfte sichern den Sufi-Schrein in der Provinz Sindh nach einem Selbstmord-Attentat. (Bild: sda)

Bei einem der schwersten Terroranschläge in der Geschichte Pakistans sind mindestens 70 Menschen getötet worden. Nach Angaben der Polizei sprengte sich ein Selbstmordattentäter in der Provinz Sindh inmitten eines grossen Schreins liberaler Sufi-Muslime in die Luft.

Ein Mitarbeiter der Notrettungsorganisation Edhi, Mohammed Rafiq, sagte, unter den Toten seien nach vorläufigen Erkenntnissen 19 Kinder, zehn Frauen und 41 Männer. Der Polizeichef der südpakistanischen Provinz Sindh, Allahdino Khawaja, sprach laut Medienberichten von 72 Toten.

Notretter warnten, die Opferzahl könne noch steigen. Bis zu 250 Menschen seien verletzt worden, und viele von ihnen seien in kritischer Verfassung.

Nur kurz nach dem Anschlag am Donnerstagabend (Ortszeit) reklamierte schon die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den Angriff für sich. Zunächst rief ein IS-Kommandant pakistanische Journalisten an, kurze Zeit darauf veröffentlichte die IS-Propagandaagentur Amak eine schriftliche Stellungnahme.

Immer wieder Angriffe auf Sufis

Der Sufi-Zweig im Islam ist sunnitischen islamistischen Gruppen ein Dorn im Auge. Es gibt in Pakistan regelmässig Anschläge auf Sufi-Stätten. Zuletzt waren im November bei einem Anschlag auf einen Schrein in Baluchistan mindestens 52 Menschen getötet worden.

Die sunnitische IS-Miliz ist früher bereits ähnlich vorgegangen. Manchmal haben allerdings auch andere Extremistengruppen die vom IS reklamierten Anschläge für sich beansprucht.

Laut pakistanischer Regierung ist der IS in Pakistan weder in grossen Zahlen vertreten noch gut organisiert. Dennoch gehen immer wieder blutige Anschläge auf sein Konto.

In einer Erklärung der Armee hiess es, «feindliche Mächte» ordneten Anschläge in Pakistan an, die dann von Afghanistan aus durchgeführt würden. Armeesprecher Asif Ghafoor meldete in der Nacht, die Grenze zu Afghanistan sei mit sofortiger Wirkung geschlossen.

Anschlagsserie

Der bekannte, im 14. Jahrhundert erbaute Lal Shahbaz Qalandar-Schrein in Sehwan ist jede Woche ein Anziehungspunkt für Tausende Gläubige. Die Bombe soll während eines traditionellen Sufi-Tanzes im Hof des Schreins explodiert sein. Die Zeitung «Dawn» berichtete, der Tempel sei donnerstags besonders gut besucht.

Der Anschlag war der jüngste in einer ganzen Serie. Allein seit Montag sind nun mindestens 94 Menschen als Folge von Anschlägen getötet worden. Die meisten hat die Gruppe Jamaat ul-Ahrar für sich reklamiert. Sie kündigte weitere Anschläge an.

Nach zwei relativ ruhigen Jahren ist diese neue Gewaltwelle ein Schock für Pakistan. Nach massiven Militäroffensiven gegen Taliban und andere Terrorgruppen ab 2014 war die Zahl der Anschläge und ihrer Opfer in Pakistan für eine Weile stark zurückgegangen.

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