Der Präsident der Schweizer Privatbankenvereinigung, Yves Mirabaud, sieht den Genfer und den Schweizer Finanzplatz durch die Masseneinwanderungsinitiative bedroht. Sollte es keine rasche Einigung mit der EU geben, würden Privatbanken markant Arbeitsplätze abbauen.
Nachdem sich der Genfer Finanzplatz lange sehr gut gehalten hat, hat sich die Lage im ersten Halbjahr 2016 deutlich eingetrübt. Yves Mirabaud sieht diese Entwicklung jedoch lediglich als Vorbote dessen, was noch kommen könnte, wie er in einem Interview mit der «Sonntagszeitung» sagte.
Finde die Schweiz keine Lösung mit der EU, seien die Schweizer Banken gezwungen, Filialen oder Niederlassungen in Europa zu gründen. Dabei gehe es nicht um die Frage, ob die Schweizer Banken überlebten, sagte Mirabaud. «Sondern ob sie Schweizer Banken bleiben oder Schweizer Banken im Ausland werden müssen – mit sämtlichen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in unserem Land.»
Der Schweizer Finanzplatz bemüht sich seit längerem, einen vereinfachten Marktzugang zur EU zu erhalten. Die Verhandlungen dazu sind jedoch seit der Annahme der SVP-Masseinwanderungsinitiative blockiert.
Mirabaud vermied es im Interview, direkt die SVP dafür verantwortlich zu machen. «Ich stelle lediglich fest, dass gewisse Parteien oder politische Akteure daran sind, das niederzureissen, was die Schweiz mit der EU während zwanzig Jahren erfolgreich aufgebaut hat.»
Gleichzeitig gestand Mirabaud ein, dass auch die Banken es verpasst hätten, sich den Marktzugang zu verschaffen. Um die Jahrtausendwende bot die EU dem Schweizer Finanzplatz nämlich einen solchen an unter der Bedingung eines automatischen Informationsaustauschs über Kundendaten. Die Banken lehnten dies damals jedoch ab.
Damit sei der Finanzplatz nicht vorausschauend genug gewesen. Er hätte auch entschlossener verhandeln sollen, sagt Mirabaud dazu heute. «Aber das Bankgeheimnis fallen zu lassen, war damals politisch einfach nicht vorstellbar gewesen.»