Für Millionen Menschen verkörpert sie das französische Chanson – und das seit 50 Jahren. Mireille Mathieu steht trotz ihrer 68 Jahre immer noch auf der Bühne und startet noch diesen Monat eine internationale Jubiläums-Tournee. Halt macht sie dabei auch in Genf.
Mit ihrem charakteristischen Rundschnitt und dem Porzellanteint scheint die Zeit fast spurlos an der Sängerin vorbeigegangen zu sein. Auch sie selbst klingt erstaunt: «Ich habe nicht das Gefühl, dass ich mein 50-jähriges Bühnenjubiläum feiere. Ich singe weiter über die Liebe wie am ersten Tag.»
Rund 130 Millionen Alben und 55 Millionen Singles Mathieu verkauft. 1200 Chansons nahm die heute 68-Jährige in elf Sprachen auf, darunter in Deutsch, Chinesisch und Finnisch. Zu ihrem 50. Bühnenjubiläum kommt nun die Best-Of-CD «Une vie d’amour» in den Handel, die acht neue Chansons umfasst.
Ihr Leben erzählt Mireille Mathieu gerne selbst wie ein Märchen: Wie sie als armes Mädchen im südfranzösischen Avignon aufwuchs – als Ältestes von 14 Geschwistern – bis sie 1964 entdeckt wurde. Damals gewann sie einen Gesangswettbewerb in Avignon, durfte daraufhin 1965 im Fernsehen auftreten und eroberte mit ihren Interpretationen der Chansons von Edith Piaf sofort die Herzen der Franzosen.
Als «Demoiselle d’Avignon» reihte sie danach einen Erfolg an den nächsten. Ihr Manager Johnny Stark machte aus ihr bald eine eigene Marke mit eigenen Chansons. Er brachte die junge, ehrgeizige Künstlerin auch dazu, in Deutsch, Englisch, Russisch und sogar Japanisch zu singen; Auftritte mit Tom Jones, Dean Martin oder Julio Iglesias folgten. Weltweit wurde die nur 1,53 Meter kleine Französin so zum grossen Star.
Im November in Genf
«Dieses Märchen mit dem Publikum dauert nun schon 50 Jahre», sagt Mireille Mathieu rückblickend im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP. «Meine Stimme und meine Geschichte haben die Menschen berührt. Ich danke Gott für diese Gabe. Ich bin sehr gläubig. Ich bete jeden Tag.»
Der Erfolg und die Liebe des Publikums hatten aber auch ihre Schattenseiten: «Es gab durchaus Männer in meinem Leben. Aber ich habe keine grosse Liebe erlebt», sagte sie Ende 2012 dem Magazin «Freizeit Revue». «Der Wechsel vom umjubelten Star auf der Bühne zurück zur Privatperson, um die sich keiner kümmert, hat mich immer sehr traurig gemacht. Mit dieser Leere kam ich nicht zurecht.»
Auch habe sie der Druck «krank gemacht». Sie habe eine Zeit lang sogar Medikamente gegen Depressionen genommen. «Irgendwann ging es mir wieder besser.»
Ihr Bühnen-Jubiläum wird sie nun vom 24. bis 26. Oktober im Pariser Konzertsaal Olympia begehen, danach startet sie eine Frankreich-Tournee, am 12. November ist ein Konzert in Genf vorgesehen.