Mirror, Mirror

Es gibt Länder, in denen ist „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ Kult. Ähnlich wie die „Rocky Horror Picture Show“ trifft sich die Kultgemeinde – meist vor Weihnachten – zu ihren heiteren Treffen. Wer den Film nicht mindestens schon dreissig Mal gesehen hat, darf eigentlich nicht mitreden. 1973 unter der Regie von Václav Vorlíček in der DDR […]

'Mirror, Mirror', Julia Roberts

Es gibt Länder, in denen ist „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ Kult. Ähnlich wie die „Rocky Horror Picture Show“ trifft sich die Kultgemeinde – meist vor Weihnachten – zu ihren heiteren Treffen. Wer den Film nicht mindestens schon dreissig Mal gesehen hat, darf eigentlich nicht mitreden. 1973 unter der Regie von Václav Vorlíček in der DDR entstanden, ist der Film ist seit Jahren fester Bestandteil im Weihnachtsprogramm der deutschen öffentlich-rechtlichen Sender.

'Mirror, Mirror', Julia Roberts

‚Mirror, Mirror‘, Julia Roberts

Es gibt Länder, in denen ist „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ Kult. Ähnlich wie die „Rocky Horror Picture Show“ trifft sich die Kultgemeinde – meist vor Weihnachten – zu ihren heiteren Treffen. Wer den Film nicht mindestens schon dreissig Mal gesehen hat, sollte sich still in die hinterste Reihe schleichen, und erst nach der dritten Wiederholung mitreden. 1973 unter der Regie von Václav Vorlíček in der DDR entstanden, ist der Film ist seit Jahren fester Bestandteil im Weihnachtsprogramm der deutschen öffentlich-rechtlichen Sender.

 

Diesen Kult-Status hat „Mirror-Mirror“ noch nicht. Aber die Macher haben die Rezepte der „Drei Nüsse“ gut studiert. Die Zutaten sind: Machthaber werden von lächerlichen Staats-Dienern repräsentiert. Die Männerwelt wird von einem Beau mit haariger Brust vertreten, der gut kämpfen kann, und ein Gespür für die Schönste hat.  Der Rest der Männerwelt wird durch Zwerge vertreten, wobei die Zwerge Diebe, Hallodris und Nichtduscher sind, die in Horden auftreten, und ohne Stelzen nicht mehr sind, als das, was Männer  am liebsten ein Leben lang sein würden: unter sich.  Die Schönste, die Prinzessin, ist im postfeministischen Rezeptbuch geistig schneller als die Post erlaubt, aber doch immerhin umwerfend schön: Sie kann aber mehr, lernt rasch fliehen, kämpfen, überlisten, gerecht sein und auch ein wenig aufrührerisch, bis sie ihrer Erzfeindin gegenüber steht, der Schwiegermutter, die sie alsbald besiegt und dadurch endlich selbst Königin wird, was sogar den Vater von den Toten wiedererweckt: Auch die Geschichtsschreibung wird also auf ihrer Seite stehen.

 

„Mirror,Mirror“ hilft allen beim Wohlfühlen, für die meisten beim sich ein wenig ertappt fühlen, ein paar wenigen sicher beim träumen. „Mirror, Mirror“ hat vielleicht sogar das Zeug in ca. zehn Jahren die „Drei Nüsse“ als fester Bestandteil im Weihnachtsprogramm der amerikanischen öffentlich – rechtlichen Sender abzulösen – Ach, nein! Das vergessen wir immer wieder, öffentlich-rechtliche Sender kennen die hinter den sieben Bergen und den sieben Meeren ja gar nicht …

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