Die Deutschen erreichten an der EM die Halbfinals. In die laufende WM-Quali sind sie mit maximaler Punkteausbeute gestartet. Trotzdem ist vor dem Auftritt in Irland von heute keine Ruhe eingekehrt.
Miroslav Klose war am Sonntag bei Lazio Roms 3:0-Auswärtssieg gegen Pescara der gefeierte Held. Er kann mit der von Vladimir Petkovic betreuten Equipe an der Spitze der Serie A mitmischen. Doch für Klose folgte der Hammer auf dem Fuss. Uli Hoeness, Präsident bei seinem ehemaligen Arbeitgeber Bayern München, richtete scharfe Worte an die Adresse des Stürmers. Klose fehlen vor seinem 125. Länderspiel noch vier Treffer zum deutschen Rekord von Gerd Müller (68 Tore aus 62 Partien). Hoeness nahm Bezug auf den Vergleich mit dem früheren „Bomber“ und lästerte: „Wenn ich schon höre, dass Klose fast so viele Tore geschossen hat wie Gerd Müller. Müller schoss sie gegen England, Frankreich und Italien. Klose hat 80 Prozent seiner Tore gegen Liechtenstein und Co. erzielt, mindestens!“
Bei der deutschen Equipe bekam von Uli Hoeness nicht nur Miroslav Klose sein Fett weg. Der hochrangige Funktionär prangerte an, die Spieler in der DFB-Auswahl würden verhätschelt. Hoeness forderte Joachim Löw und Teammanager Oliver Bierhoff zu einem härteren Umgang auf. Die Nationalmannschaft dürfe sich nicht zu sehr zu einer „Wohlfühl-Oase“ entwickeln.
Ein weiterer Exponent aus dem Bayern-Lager hat die Diskussionen noch angeheizt – ausgerechnet Bastian Schweinsteiger, der nach seiner Verletzungspause wegen der Sperre gegen Philipp Lahm heute in Dublin die Captain-Binde tragen dürfte. Der Mittelfeld-Stratege kritisierte den Team-Spirit bei den Deutschen. Ihm ist offenbar an der EM in Polen und der Ukraine missfallen, dass sich in der Nationalmannschaft ein Ersatzspieler nicht derart über einen Torerfolg freut wie ein „Bankdrücker“ bei Bayern München.
Wasser auf die Mühlen der Kritiker war die mässige Leistung von vor einem Monat bei Marcel Kollers Österreich, die mit einem 2:1-Erfolg fürstlich belohnt wurde. In den anstehenden Duellen mit den EM-Teilnehmern Irland und Schweden (am Dienstag in Berlin) ist jedenfalls eine Steigerung gefragt, wenn Deutschland den Nummer-1-Status in der Gruppe C zementieren will.
Gegen Irland muss sich weisen, wie die Deutschen Umstellungen in der Defensive verkraften können. Neben Lahm fehlt auch der verletzte Mats Hummels von Meister Borussia Dortmund. Die Vierer-Abwehr dürften Jerome Boateng, Per Mertesacker, Holger Badstuber und Marcel Schmelzer bilden. Ob Giovanni Trapattonis „Boys in Green“ dieses Quartett in Verlegenheit bringen kann, ist jedoch fraglich – umso mehr, weil Star-Stürmer Robbie Keane mit einer Achillessehnenverletzung hat Forfait erklären müssen. Zuletzt in Kasachstan taten sich die Iren in der Offensive äusserst schwer. Nach 87 Minuten hatten sie beim Underdog im Rückstand gelegen, ehe sie sich mit einem Doppelschlag zu einem glückhaften Sieg mogelten. Auch Trapattoni hat auf seinem Posten schon mehr Kredit genossen in der Vergangenheit.
England steht mit dem Heimmatch gegen Fussball-Zwerg San Marino vor einer einfachen Pflichtaufgabe. Dennoch wird der Auftritt im Wembley von Nebengeräuschen begleitet. Für die „Three Lions“ ist es das Spiel eins nach dem Rücktritt des langjährigen Captains John Terry. Der Innenverteidiger von Chelsea verabschiedete sich Ende September im Frust aus der Landesauswahl. Er hatte sich über die Ermittlungen seines Verbandes im Rassismus-Skandal mit Anton Ferdinand geärgert. Angeblich haben sich derweil mehrere frühere Nationalmannschafts-Kollegen hinter Terry gestellt. Das Verhältnis zwischen Spielern und Verband soll angespannt sein.
Die atmosphärischen Störungen dürften Roy Hodgsons England nicht von einem Kantersieg gegen San Marino abbringen. Obwohl Captain Steven Gerrard gesperrt ist und sich dessen Stellvertreter Frank Lampard wegen einer leichten Knie-Verletzung schont. Die Captain-Binde dürfte der wieder genesene Wayne Rooney übernehmen. Bei San Marino erinnert man sich mit Freuden an die Begegnung mit England am 17. November 1993. Damals ging der krasse Aussenseiter nach 8,3 Sekunden in Führung. Ein historisches Ereignis. Gleichwohl verlor San Marino am Ende mit 1:7.
Auch auf die Schwergewichte Italien (in Armenien), Holland (zuhause gegen Andorra) und Spanien (in Weissrussland) warten nicht allzu hohe Hürden. Welt- und Europameister Spanien möchte vor dem Gipfeltreffen vom Dienstag in Madrid mit Frankreich einen Ausrutscher um jeden Preis vermeiden. Die „Equipe Tricolore“ ihrerseits muss heute keinen Ernstkampf bestreiten; sie testet zuhause gegen Japan.
Eine reizvolle Affiche bietet die Gruppe F. Im Moskauer Luschniki-Stadion messen sich Russland und Portugal, die beiden verlustpunktlosen Favoriten in dieser Staffel. Die „Sbornaja“ hat mit zwei Zu-Null-Siegen den souveräneren Quali-Auftakt hinter sich. Portugal entging in Luxemburg (2:1) gar nur knapp einer Blamage. Die Lusitaner konnten in den vergangenen Tagen aufatmen, dass sich Cristiano Ronaldos Schulterstauchung als weniger gravierend als befürchtet herausgestellt hat. Er zog sich die Blessur mit Real Madrid im „Clasico“ gegen den FC Barcelona zu.