Martin Plüss (40) tritt in Bern als eine der grössten Schweizer Hockey-Persönlichkeiten ab. Der sechsfache NLA-Champion lässt offen, ob er seine Laufbahn andernorts um ein 24. Jahr verlängert.
Sein Palmarès ist für Schweizer Verhältnisse nahezu beispiellos. Am Ende der Playoff-Serie gegen Zug stemmte der 40-jährige Ausnahme-Stürmer die siebte Meister-Trophäe seiner brillanten Karriere in der Schweiz und Schweden in die Höhe. Für Mathias Seger ist er mehr als ein Champion: «Er ist ein Pionier wie Mark Streit. Vor ihm ziehe ich den Hut.» Die Kurve der Berner Anhänger schenkte ihm eine minutenlange Standing Ovation.
Plüss stand nach seiner neunten und letzten Spielzeit in Bern erschöpft, aber glückselig auf dem Eis des Triumphs. Die verschiedenen Titel wolle er nicht vergleichen, er zog eine nüchterne Aufarbeitung vor: «Wir waren in dieser Saison spielerisch sehr stark. Im Jahr nach dem Meistertitel muss man in der Regel noch besser sein – das ist uns gelungen.»
Von einer nächsten Dynastie mochte der abtretende SCB-Captain nicht sprechen: «Mit solchen Prognosen würde ich vorsichtig sein. Ich weiss, wie viel Arbeit hinter dem Erfolg steckt.» Er wisse, was passieren könne, wenn man nur um ein paar Prozente nachlasse: «Ich habe schon nach einem Titelgewinn im Playout gespielt.»
Grosse Verdienste am 15. Titelgewinn der derzeit besten Hockey-Organisation attestiert Plüss dem gesamten finnischen Coaching-Stab um den Chef-Strategen Kari Jalonen. «Er ist ein fantastischer Trainer, aber auch Ville Peltonen und Samuel Tilkanen haben perfekt gearbeitet. Sie verstehen diesen Sport wirklich, sie haben den Durchblick. Zusammen mit Antti sind sie die besten Coaches, die ich in Bern hatte», legt sich Plüss fest.
Hoch einzuschätzen ist Plüss‘ eigener Beitrag zum sportlichen Festakt. Mit 21 Treffern und 20 Assists in 65 Spielen war er im 23. Profi-Jahr statistisch der zweitbeste SCB-Akteur mit Schweizer Pass. «Es war eine meiner besseren Saisons.» Das Alter sei für ihn nie ein Thema gewesen: «Ich bewege mich nicht in solchen Normen, ich fühle mich nicht wie ein 40-Jähriger.» Er habe und hatte immer den Anspruch, nach «jedem Sommertraining im Minimum gleich gut zu sein».
Ob und wo er seine Laufbahn fortsetzt, ist ungewiss. Nach den ergebnislos abgebrochenen Verhandlungen mit dem SCB hat Plüss den Entscheid bewusst ans Ende der Meisterschaft verlegt. «Ich werde nun den Erfolg geniessen und dann abwägen, wie meine Möglichkeiten sind.» Die Klärung der Zukunft ist zeitnah zu erwarten: «Mit einem freien Kopf und Intuition.»