Im Prozess um die mutmassliche Ermordung von drei afghanischen Zivilisten durch eine Gruppe von US-Soldaten hat ein Angeklagter gegen den mutmasslichen Anführer der Gruppe schwere Vorwürfe erhoben.
Der 26-jährige Unteroffizier Calvin Gibbs habe Afghanen grundsätzlich verachtet und als Wilde betrachtet, sagte Jeremy Morlock am Montag, dem zweiten Verhandlungstag vor dem Militärgericht im US-Bundesstaat Washington.
Morlock gilt als rechte Hand von Gibbs in dem „Tötungsteam“, das dieser in Afghanistan gebildet haben soll. Morlock sagte im Zuge einer Abmachung mit der Staatsanwaltschaft aus.
Er berichtete, wie Gibbs im November 2009 das Kommando über die in der südafghanischen Unruheprovinz Kandahar stationierte Gruppe übernahm, nachdem der bisherige Kommandant bei einem Anschlag schwer verletzt worden war. Der Feldwebel Gibbs habe andere Soldaten gezielt für die Tötungen angeworben.
Finger als Andenken
Gibbs habe darauf von „Vergeltung“ gesprochen. Die erste „Gelegenheit“ habe sich geboten, als sie auf einer Patrouillenfahrt einen jungen Bauern allein auf einem Feld gesehen hätten, sagte Morlock.
Er und ein anderer Soldat, Andrew Holmes, hätten den jungen Mann herangewunken, dann habe er er eine Handgranate auf ihn geworfen, sagte Morlock. Holmes habe anschliessend einige Schüsse abgegeben, damit es wie ein Gefecht aussah. „Wir dachten, das wäre in Ordnung, dies zu machen“, sagte Morlock.
Der fünfköpfigen Geschworenen-Jury wurden Fotos gezeigt, auf denen Morlock neben der Leiche des Bauern posiert. Nach Angaben von Morlock gab Gibbs einen abgetrennten Finger des Afghanen Holmes als Andenken mit.
Zur Eröffnung der Verhandlung am Montag auf dem Stützpunkt Lewis-McChord südlich von Seattle hatte Staatsanwalt Dan Mazzone gesagt, die Gruppe sei „ausser Kontrolle“ gewesen.
Neben Morlock haben sich auch die beiden Angeklagten Adam Winfield und Michael Wagnon im Zuge einer Abmachung bereit erklärt, gegen Gibbs auszusagen. Alle drei wurden nach Schuldbekenntnissen bereits zu Haftstrafen verurteilt.
Bei der Prozesseröffnung am Freitag beteuerte Gibbs seine Unschuld. Das Urteil wird für Freitag erwartet; ihm droht lebenslange Haft.