Ein Polizeioffizier ist im Osten der Türkei von Unbekannten in seinem Auto erschossen worden. Auch Ehefrau und Tochter des Polizisten seien bei dem Angriff am Montagabend in der vorwiegend kurdischen Provinz Mus verletzt worden, verlautete aus Spitalkreisen.
Die Familie sei auf dem Rückweg von einem Besuch bei Freunden gewesen, berichtete die Nachrichtenagentur DHA unter Berufung auf den Provinzgouverneur. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Angriff.
Der Verdacht fällt aber auf die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die in den vergangenen Tagen mehrere Attentate auf Polizisten verübte. Die Armee machte die Rebellengruppe auch für einen Autobombenanschlag verantwortlich, bei dem am Sonntag zwei Soldaten getötet wurden.
DHA berichtete weiter, in der Provinz Agri nahe der iranischen Grenze hätten PKK-Mitglieder eine aus dem Iran in die Türkei führende Gasleitung in Brand gesetzt. Daraufhin sei es zu einer Explosion gekommen. Die PKK äusserte sich zunächst nicht zu dem angeblichen Sabotageakt.
Die Spannungen zwischen der türkischen Regierung und der PKK haben sich in den vergangenen Tagen deutlich verschärft. Hintergrund ist ein Selbstmordanschlag auf prokurdische Freiwillige in der südlichen Grenzstadt Suruc, bei dem vor einer Woche 32 Menschen getötet worden waren. Für den Anschlag wird die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verantwortlich gemacht, doch geben viele Kurden der Regierung in Ankara eine Mitschuld. Sie werfen ihr vor, die Tätigkeiten der Dschihadisten zu lange geduldet zu haben.
Infolge des Anschlags startete die türkische Armee am Freitag Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien. Am Samstag bombardierte die Luftwaffe aber auch PKK-Lager im Norden des Iraks. Aus Sicht der türkischen Regierung sind beide Gruppen gleichermassen Terrororganisationen.
Dank und Warnung aus Frankreich
Frankreichs Präsident François Hollande begrüsste die «Verstärkung des Engagements der Türkei» gegen den IS. Bei einem Telefonat mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan habe Hollande ihm für den «kraftvollen Einsatz» gegen die Extremisten in Syrien gedankt, erklärte die französische Präsidentschaft. Demnach forderten Hollande und Erdogan die syrischen Oppositionskräfte auf, zum Nutzen eines «freien und geeinten Syriens» ihren Dialog zu vertiefen.
Die Präsidenten sprachen zudem über den Kampf gegen «alle Formen des Terrorismus». Mit Blick auf die türkische Doppeloffensive warnte Hollande allerdings, man müsse aufpassen, «nicht die Ziele zu verwechseln».