Ein Kapitel Internetgeschichte geht zu Ende: Der Onlinepionier AOL wird vom US-amerikanischen Mobilfunkkonzern Verizon geschluckt. Der Kaufpreis liegt bei rund 4,4 Milliarden Dollar.
Mit 50 Dollar pro AOL-Aktie in bar zahlt Verizon einen Aufschlag von 23 Prozent auf den durchschnittlichen Aktienkurs der vergangenen drei Monate, wie aus einer Mitteilung der beiden Unternehmen hervorgeht. Zu AOL gehören auch die Online-Zeitung «Huffington Post» sowie bekannte Blogs wie «TechCrunch».
AOL hatte zu seiner Blütezeit als Internet-Provider allein über 30 Millionen Abonnenten weltweit. Im Jahr 2000 fusionierte AOL im dem Medienkonzern Time Warner. Faktisch übernahm AOL das Traditionsunternehmen getragen vom Höhenflug des eigenen Aktienpreises für mehr als 160 Milliarden Dollar.
Auf dem Höhepunkt der Internet-Blase wurde der Zusammenschluss zu AOL Time Warner als zukunftsweisende Verbindung alter und neuer Medien gefeiert. Doch der Deal brachte nie den erhofften Effekt und wurde später als gigantischer Fehler bezeichnet.
AOL wurde 2009 wieder als einzelnes Unternehmen abgespalten und versuchte seitdem mit wechselndem Erfolg, Geld mit Online-Werbung zu verdienen. Zugleich sind immer noch rund zwei Millionen Amerikaner als Kunden im Zugangsgeschäft registriert.
Verizon hat Ambitionen mit Werbung auf Mobilgeräten
Der US-Mobilfunkriese Verizon unterstreicht jetzt mit dem Zukauf seine Ambitionen im mobilen Video- und Werbegeschäft, für das AOL eine Plattform bietet. Die Übernahme soll im Sommer nach Zustimmung der Regulierer abgeschlossen werden.
Im ersten Quartal legte der AOL-Umsatz im Jahresvergleich um sieben Prozent auf 625 Millionen Dollar zu. Der Nettogewinn sank hingegen um ein Viertel auf nur sieben Millionen Dollar. Die Erlöse im Werbegeschäft legten dabei um zwölf Prozent zu. Der bisherige AOL-Chef Tim Armstrong soll das Geschäft der Firma auch nach der Übernahme weiterführen.