Ein langsamer oder unregelmässiger Gang könnte eine Alzheimer-Erkrankung verraten, wie Basler Mediziner am Montag auf der Jahreskonferenz der US-amerikanischen Alzheimer-Gesellschaft in Vancouver berichteten. Ganganalysen könnten künftig relativ einfach und unkompliziert den mentalen Zustand der Patienten aufzeigen.
Frühere Studien haben gezeigt, dass Menschen mit Gehschwierigkeiten nicht nur einem höheren Risiko zu fallen ausgesetzt sind, wie die Alzheimer-Gesellschaft in einer Mitteilung schreibt. Sie haben möglicherweise auch ein erhöhtes Risiko, Gedächtnisstörungen und Demenz zu entwickeln.
Um das zu testen, liess das Team um Stephanie Bridenbaugh vom Basel Mobility Center insgesamt 1153 Senioren mit einem Durchschnittsalter von 77 Jahren über einen zehn Meter langen Laufsteg marschieren. Dabei wurden mit insgesamt 30’000 Drucksensoren die Geschwindigkeit, Schrittlänge, Richtung und andere Aspekte des Gangs gemessen.
Die Teilnehmer waren entweder Patienten der Basel Memory Clinic und des Basel Mobility Centers mit leichten kognitiven Störungen oder unterschiedlich schwerer Alzheimer-Demenz. Eine weitere Gruppe war gesund. Für die Tests mussten die Testpersonen normal gehen oder während des Gehens rückwärts zählen respektive Tiernamen nennen.
Ablenkung bremst Demente stärker
Es stellte sich heraus, dass vor allem bei den Doppelaufgaben der Gang je nach kognitivem Abbau langsamer und veränderlicher wurde. „Die Patienten mit Alzheimer-Demenz gingen langsamer als diejenigen mit leichten Störungen, diese wiederum gingen langsamer als die kognitiv gesunden Patienten“, wird Bridenbaugh in der Mitteilung zitiert.
Doch von blossem Auge seien solche Abnormalitäten nicht wahrzunehmen, fügte der Alzheimer-Forscher Mohammed Ikram vom Erasmus Medical Center in Rotterdam (Niederlande) hinzu. Auch die gängigen Schrittlängen-Tests mit der Stoppuhr genügten nicht.
Mit der detaillierten Ganganalyse könne der kognitive Abbau von Patienten viel schneller erkannt werden, erklärten die Forschenden. „Die Überwachung der Gehweise des Patienten ist ideal, denn sie erfordert keine teuren Technologien oder grossen Zeitaufwand“, sagte William Thies, Sprecher der Alzheimer-Gesellschaft.
In Zukunft könnten laut Ikram Ganganalysen bei Alzheimer einem ähnlichen Modell folgen, wie es heute bei Herzkreislaufkrankheiten angewandt wird: Einfache Blutdruckmessgeräte liefern erste Hinweise, doch bei Bedarf lassen sich mit komplizierteren Geräten genauere Messungen machen.