Der Saxofonist Charles Lloyd eröffnet am Donnerstag das Montreux Jazz Festival und damit die 50. Ausgabe voller Referenzen an die Geschichte des Musikevents. Trotz hochkarätigem Programm sind noch nicht alle Abende ausverkauft.
Schon der Eröffnungsabend – ausnahmsweise an einem Donnerstag – ist ein Blick zurück in die Geschichte des Montreux Jazz Festivals. Charles Lloyd gehörte bereits bei der ersten Ausgabe 1967 zu den Headlinern des Festivals.
Danach geht es in den darauffolgenden zwei Wochen mit ZZ Top, Muse, Patti Smith, Charles Bradley oder Neil Young weiter, bevor Deep Purple und der Sohn von Frank Zappa den Abschluss machen. Damit wird einer der vielen legendären Momente in der Festival-Geschichte neu belebt.
Während eines Konzerts von Frank Zappa 1971 kam es im Casino Barrière zu einem Brand. Dieser inspirierte die Rockband Deep Purple zu ihrem Welthit «Smoke on the Water». Dem Festival-Direktor Mathieu Jaton liegen vor allem zwei andere Abende am Herzen.
Er freut sich insbesondere auf den «Brazilian Dream» vom 10. Juli mit den afrikanischen und brasilianischen Musikern: «Diese Bühne voller Künstler, das ist schlicht genial.» Im Auditorium Stravinski treten dann unter anderem João Bosco, Vanessa da Mata, Ana Carolina, Asa und Angélique Kidjo auf.
Für Mathieu Jaton ist dieser Abend eine Würdigung an den 2013 verstorbenen Festival-Gründer Claude Nobs. «Er hat die brasilianische Musik hierher gebracht. Und das wurde nicht immer geschätzt. Dieser Abend ist eine schöne Art, diesen Wagemut zu feiern.»
Am Herzen liegt Jaton auch das Konzert von Woodkid. Der Franzose, der 2014 bereits das Plakat des Festivals entwarf, kommt dieses Jahr für ein einmaliges Spektakel mit von ihm eingeladenen Musikern nach Montreux. «Er ist nicht auf Tournee, das ist ein einmaliges Konzert, eine gewaltige Arbeit. Das ist ist sehr berührend», sagte Jaton.
Wermutstropfen Jazz-Abend
Zu den Wermutstropfen des Festival-Direktors gehört der Abend vom 3. Juli im Stravinski, das er als «Soirée par excellence» für Jazz-Liebhaber sieht. Jaton dachte, dass der Abend mit dem Trio John Scofield, Brad Mehldau und Mark Guiliana, gefolgt von John McLaughlin, mehr Publikum anziehen würde.
Doch auch für diesen Abend sind noch Tickets verfügbar. Nicht hilfreich sei dabei die verspätete Ankündigung von Herbie Hancock gewesen. Wenn man den berühmten Pianisten früher hätte ankündigen können, wäre das anders gewesen, zeigt sich Jaton überzeugt.
Ansonsten zeigt er sich zufrieden mit dem Ticketverkauf der Jubiläumsausgabe, obwohl im Auditorium Stravinski erst sechs Abende ausverkauft sind. Neben Neil Young, Marcus Miller und Santana und Muse rechnet der Festivaldirektor mit 8 bis 10 ausverkauften Abenden.
Im Jazz Club mit 350 Sitzplätzen sind bislang vier Abende ausverkauft, im Schnitt ist der Saal aber bereits zu 90 Prozent gefüllt. Das den aufstrebenden Künstlern gewidmete Jazz Lab zählt bislang zwei ausverkaufte Abende.
Würdigung für Bowie und Prince
Selbst für die ausverkauften Konzerte gibt es am jeweiligen Tag noch eine begrenzte Anzahl Tickets. In die Feier des 50-jährigen Jubiläums mischt sich auch Trauer über den Tod von zwei grossen Musikern, die in Montreux auftraten: Prince und David Bowie.
Das Festival wird sie «auf seine eigene Art würdigen», sagt Jaton. Man werde ihnen während des Festivals immer wieder die Ehre erweisen, aber nicht mit einem grossen Fest mit Feuerwerk. Für die 50. Ausgabe beläuft sich das Budget auf 28 Millionen Franken, eine Million mehr als im Vorjahr, bei einem zusätzlichen Festival-Abend.
Seit 2013 ist Jaton an der Spitze des traditionsreichen Festivals. Ihm fehlt es dabei manchmal, ein Besucher zu sein, der ankommt und seine Entdeckungen macht. Andererseits bezeichnet er seinen Posten «voll und ganz als Traumjob», den er noch lange ausüben wolle.