«Monuments Men» übergeben verschollene Ölgemälde an Deutschland

Siebzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat die «Monuments Men»-Stiftung fünf von US-Soldaten verschleppte Gemälde an ihre rechtmässigen Besitzer in Deutschland zurückgegeben.

Zurück an Besitzer: Landschaftsbild von Franz de Paula Ferg (Bild: sda)

Siebzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat die «Monuments Men»-Stiftung fünf von US-Soldaten verschleppte Gemälde an ihre rechtmässigen Besitzer in Deutschland zurückgegeben.

Die Kunstwerke seien nur die «Spitze des Eisbergs der hunderttausenden Gemälde und anderer Kulturgüter, die seit dem Zweiten Weltkrieg noch immer vermisst werden», erklärte Stiftungsgründer Robert Edsel am Dienstag. Drei der Ölgemälde hatte ein US-Major offenbar beim Pokerspiel gewonnen.

Die «Monuments Men» waren eine US-Spezialeinheit, die Kulturgüter vor den Weltkriegswirren schützen sollte. Rund 350 Kunstexperten retteten mehr als fünf Millionen Gemälde, Skulpturen und andere Kunstschätze, die von den Nationalsozialisten auf ihren Feldzügen erbeutet wurden. Hollywoodstar George Clooney hatte der Truppe mit seinem gleichnamigen Film vergangenes Jahr ein Denkmal gesetzt.

Die nach den «Monuments Men» benannte Stiftung von Edsel kümmert sich aber auch um verschollene Kunstwerke, die US-Soldaten illegal über den Atlantik geschafft hatten. Die fünf Gemälde, die bei einer Zeremonie im Aussenministerium in Washington offiziell der Bundesrepublik ausgehändigt wurden, hätten Deutschland im Jahr 1945 nie verlassen dürfen.

Major William Oftebro bewachte mit seiner Panzereinheit am Kriegsende das Steinsalzbergwerk von Bernburg in Sachsen-Anhalt, wo das Museum von Dessau seine Kunstsammlung vor den alliierten Bombenangriffen in Sicherheit gebracht hatte. Offenbar zweckentfremdeten die US-Soldaten einige der Kunstwerke als Einsätze beim Glücksspiel.

Der Major schickte drei Ölgemälde der Maler Frans Francken III., Christian Wilhelm Ernst Dietrich und Franz de Paula Ferg aus dem 17. und 18. Jahrhundert in die Heimat. Seiner Familie erzählte er, er habe sie beim Poker gewonnen.

Im vergangenen August rief Oftebros Stiefsohn James Hetherington bei der «Monuments Men»-Stiftung im texanischen Dallas an. Hetherington hatte den Film mit George Clooney gesehen und berichtete von den wertvoll scheinenden Kunstwerken, die sein mittlerweile verstorbener Stiefvater einst aus Europa mitgebracht hatte. Dank der Bezeichnungen auf den Gemälden konnte die Stiftung den heutigen Eigentümer schnell zuordnen: die Anhaltische Gemäldegalerie Schloss Georgium in Dessau.

Erfolg dank Hotline

Edsel hatte den Hollywood-Ruhm der «Monuments Men» genutzt, um eine Hotline zu schalten, bei der sich US-Bürger mit zweifelhaften Kunstwerken in ihrem Besitz melden konnten. «Das hat sich als erfolgreich herausgestellt», sagte der Stiftungsgründer. Sein Team gehe noch hunderten Hinweisen nach.

Auch Mike Holland aus dem US-Bundesstaat Montana wählte im vergangenen Jahr die Nummer der Hotline. In einem Schliessfach seiner Familie lagen zwei Ölbilder aus dem Erbe seiner Tante Margaret Reeb, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Bibliothekarin in Diensten der US-Besatzungstruppen in Deutschland gestanden hatte. «Wir wissen nicht, von wem sie die erworben hat oder was sie dafür bezahlt hat», sagte Mikes Bruder Randy bei der Zeremonie im US-Aussenministerium.

Nach Recherchen der «Monuments Men»-Stiftung stammen die beiden Bilder – ein Porträt der britischen Queen Victoria und ihrer Tochter sowie ein Porträt des englischen Königs Karl I. – aus der Sammlung von Schloss Friedrichshof.

Moralische Bedenken

Die US-Besatzungstruppen hatten die Residenz in der Nähe von Frankfurt am Main, in dem sich heute ein Fünf-Sterne-Hotel befindet, als Offiziersklub genutzt. «Als wir herausgefunden haben, dass diese Dinge gestohlen wurden, hat es sich nicht richtig angefühlt, sie zu behalten», sagte Randy Holland. «Egal, wie wertvoll sie sind.»

Die Europabeauftragte des US-Aussenministeriums, Victoria Nuland, dankte den Familien und der Stiftung dafür, 70 Jahre nach Kriegsende mitzuhelfen, die «Fehler der Vergangenheit» zu berichtigen. Der deutsche Botschafter Peter Wittig erklärte bei der Zeremonie: «Seien Sie versichert, dass diese Kunstwerke in ein würdiges Umfeld heimkehren.»

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