Zehn Monate nach dem Attentat auf Oppositionsführer Boris Nemzow haben sich russische Ermittler auf ihre Version der Ereignisse festgelegt. Als mutmasslichen Auftraggeber und Organisator nannten sie den tschetschenischen Polizeioffizier Ruslan Muchudinow.
Dieser hatte sich aus Russland abgesetzt. Der Fall Muchudinow werde abgetrennt und einzeln weiter verfolgt, sagte Wladimir Markin von der Ermittlungsbehörde am Dienstag. Seine Verhaftung im Ausland sei «nur noch eine Frage der Zeit». Die Ermittlungen gegen die anderen Verdächtigen sollten im kommenden Januar abgeschlossen werden. Der Prozess könnte im Februar beginnen.
Fünf weiteren Verdächtigen in Untersuchungshaft wurde nach Berichten russischer Nachrichtenagenturen die endgültige Anklageschrift vorgelegt. Nemzow war am 27. Februar in Sichtweite des Kremls erschossen worden. Die Tat ausgeführt haben soll der Tschetschene Saur Dadajew.
Vertreter der Opposition und auch der Anwalt von Nemzows Tochter Schanna zogen die These von Muchudinow als Auftraggeber in Zweifel. «Organisator für die niederen Ränge – ja. Aber die Auftraggeber waren hochgestellte Leute», sagte Anwalt Wadim Prochorow. Die Justiz wolle die Aufmerksamkeit von der Umgebung des tschetschenischen Anführers Ramsan Kadyrow ablenken, vermutete er.