Nach seiner Wahl zum Bundesrat hat sich Alain Berset motiviert gezeigt für seine neue Herausforderungen. In die Karten blicken liess er sich aber nicht: Weder zu seinen politischen Zielen noch zum bevorzugten Departement wollte er sich klar äussern.
Konkrete persönliche Ziele zu formulieren, dafür sei es noch zu früh, sagte Berset. Zunächst wolle er sich ins Team integrieren. Eine Neuwahl oder ein Wechsel in der Departementsverteilung habe stets Auswirkungen auf die Zusammenarbeit in einer Gruppe.
Immerhin gab Berset preis, dass er sich in den vergangenen Monaten grundsätzliche Gedanken gemacht habe: „Ich habe Visionen entwickelt zu dem, was auf die Schweiz zukommen wird“, sagte Berset. Dazu gehöre etwa die schwieriger werdende wirtschaftliche Lage sowie die Position der Schweiz im Gefüge der umliegenden Länder.
Dies könnte darauf hinweisen, dass Berset gerne das Aussendepartement EDA von Micheline Calmy-Rey übernehmen würde. Er habe einen gewisse Präferenz dafür, sagte er nach der Wahl gegenüber dem Westschweizer Fernsehen. Auf eine entsprechende Journalistenfrage versicherte er auch, dass er sich als möglicher Aussenminister auch in Englisch verständigen könnte.
Bereit für jedes Departement
Vor der versammelten Bundeshauspresse hielt er aber fest: „Ich bin bereit, jedes Departement zu übernehmen.“ Nach seiner Wahrnehmung habe der Bundesrat die Departementsverteilung bisher jeweils in einer offenen Diskussion geklärt. Auf diese Diskussion freue er sich. Zu seinen politischen Zielen werde er sich erst äussern, wenn klar ist, welches Departement er leiten werde.
Gemeinsam wolle er mit den neuen Kollegen Lösungen für die Schweiz suchen. Als deutlich Jüngster im Team hoffe er, zu einer guten Durchmischung im Gremium beitragen zu können.
Überrascht über Deutlichkeit
Auch zu seinen Erlebnissen bei der Wahl blieb er eher wortkarg: Er sei überrascht gewesen, dass er schon im zweiten Wahlgang gewählt worden sei, sagte Berset. Nervös gewesen sei er nicht bei der Wahl, eher ruhig und konzentriert. Die letzten Monate habe er aber als anstrengend erlebt.
Er wolle für die ganze Schweiz einstehen, obwohl er als Freiburger die Mehrheit der Mittelland-Vertreter noch vergrössere, sagte er. Genauso sehe er sich als Vertreter der Bundesversammlung, auch wenn er ohne die Stimmen der SVP gewählt worden sei, sagte er auf eine entsprechende Frage. Die Reife, mit der das Parlament die Regierung gewählt habe, wünsche er sich auch in der künftigen Zusammenarbeit.
Der jüngste Bundesrat seit Ruth Metzler könnte eine Weile in der Regierung bleiben: Er visiere aber nicht den Rekord der längsten Amtsdauer an, sagte der 39-Jährige. Heute gehe er davon aus, dass ein Bundesrat in drei Legislaturen „etwas erreichen kann“. Es könne aber immer viel passieren, das zu einer kürzeren oder auch längeren Amtsdauer führen könne.