Der frühere libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi ist an einem geheimen Ort in der Wüste begraben worden. Lokale Medien berichteten, Vertreter des Übergangsrates aus der Stadt Misrata hätten Gaddafi in der Nacht zum Dienstag zusammen mit dessen Sohn Mutassim und dem früheren Verteidigungsminister Abu Bakr Junis beerdigt.
„Die Beisetzung findet sehr weit entfernt von medialer Aufmerksamkeit statt“, sagte ein Mitglied des Übergangsrates. Die Geheimhaltung des Grabes soll verhindern, dass es zu einer Pilgerstätte für Anhänger des alten Regimes wird.
Aufklärung gefordert
Die Leiche Gaddafis war vor der Bestattung von den Revolutionstruppen in Misrata mehrere Tage lang öffentlich zur Schau gestellt worden. Jeder Libyer, der wollte, konnte den getöteten Diktator anschauen.
Gaddafi war am vergangenen Donnerstag in seiner Heimatstadt Sirte verletzt, misshandelt und kurz darauf getötet worden. Westliche Diplomaten und Menschenrechtsorganisationen hatten in den vergangenen Tagen an den Übergangsrat appelliert, genau festzustellen, wie Gaddafi ums Leben kam. Die libysche Führung sicherte dies zu.
Saif al-Islam auf der Flucht
Der Gaddafi-Sohn Saif al-Islam, der lange als Nachfolger Gaddafis aufgebaut worden war, befindet sich nach Angaben der Übergangsregierung in der Wüste nahe den Grenzen zu Niger und Algerien.
Es sei fast unmöglich, die Flucht zu stoppen, sagte ein Funktionär der neuen Machthaber. Das Gebiet sei sehr entlegen und biete zahlreiche Schlupflöcher ins Ausland.
Ölproduktion läuft an
Am Dienstag nahm die spanische Ölfirma Repsol erstmals wieder den Betrieb auf. Zunächst würden rund 30’000 Barrel Öl täglich gefördert, erklärte das Unternehmen.
Unterdessen bat ein Vertreter der neuen libyschen Führung die NATO um eine Verlängerung ihres Einsatzes in dem Land. Die westlichen Truppen sollten „mindestens einen Monat länger“ bleiben, sagte der Finanz- und Ölminister des Übergangsrats, Ali Tarhuni, der auch für die Sicherheitspolitik zuständig ist, am Dienstag in der östlichen Küstenstadt Bengasi.
NATO-Kreise in Brüssel reagierten zurückhaltend auf die Forderung. Die NATO-Botschafter wollen am Mittwoch über den am 31. Oktober geplanten Rückzug entscheiden.