Der Amokläufer von München hat seine Tat ein Jahr lang vorbereitet und dazu ähnlich wie der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik ein Manifest verfasst. Einen politischen Hintergrund schliessen die Behörden aber aus.
Landespolizei und Staatsanwaltschaft informierten am Sonntag über die ersten Ermittlungsergebnisse zum Amoklauf vom Freitagabend, bei dem der 18-jährige Deutsch-Iraner vor und in einem Münchner Einkaufszentrum und in einem Schnellrestaurant neun Menschen und dann sich selbst tötete. Seine überwiegend jugendlichen Opfer, von denen sieben einen Migrationshintergrund hatten, suchte der Täter sich nach den Erkenntnissen der Ermittler nicht gezielt aus.
Bei der Wohnungsdurchsuchung fanden die Ermittler Behandlungsunterlagen zu einer psychischen Erkrankung des Amokläufers und Medikamente. Der Schüler sei zwei Monate in stationärer Behandlung gewesen, habe unter «sozialen Phobien» und Depressionen gelitten.
Im Jahr 2012 sei er von Mitschülern gemobbt worden. Ob es einen Zusammenhang des Mobbings zur Tat gebe, sei noch unklar. Mitschüler seien aber nicht unter den Opfern.
Früheren Amok-Tatort besucht
Der Deutsch-Iraner hatte entgegen ersten Polizeiangaben das Manifest Breiviks nicht auf seiner Festplatte. Er habe jedoch Recherchen zur Tat des norwegischen Massenmörders angestellt und ein eigenes schriftliches «Manifest» verfasst, sagte der Präsident des bayerischen Landeskriminalamts, Robert Heimberger.
Der Täter habe sich seit einem Jahr auf seine Tat vorbereitet. Er habe auch Winnenden besucht, den Ort eines früheren Amoklaufs. Dort habe er Bilder gemacht.
Nach Angaben der Ermittler spielte der Täter intensiv gewaltverherrlichende Videospiele wie «Counterstrike». Das sei typisch für Amokläufer. Die Münchner Bluttat fand am fünften Jahrestag des Amoklaufs Breiviks statt, bei dem der norwegische Rechtsextremist 77 Menschen tötete.
Noch drei Verletzte in Lebensgefahr
In München schwebten am Sonntag noch drei Menschen in Lebensgefahr. Insgesamt gab es laut Landeskriminalamts 35 Verletzte. Der Amoklauf sorgt weltweit für Entsetzen und Anteilnahme.
Mit seiner Pistole gab der Täter den Ermittlungen zufolge mindestens 57 Schüsse ab. Die Waffe hat er offenbar in einem anonymen Bereich des Internets gekauft. «Es gibt einen Chatverlauf im Darknet, der darauf schliessen lässt, dass er sich diese Waffe im Darknet besorgt hat», sagte LKA-Präsident Heimberger.
Die Waffe sei einst zu einer Theaterwaffe umfunktioniert worden, dann aber wieder zu einer scharfen Waffe umgebaut worden, sagte Heimberger.
Mit einem Fake-Account bei Facebook habe der Täter angekündigt, dass er bei McDonald’s eine Runde spendieren werde, sagte Heimberger. «Das war wohl der Versuch, Personen dorthin einzuladen.» Nach bisherigen Ermittlungen gehörten die Menschen, zu denen der Täter auf Facebook Kontakt hatte, aber nicht zu den späteren Todesopfern.
Die Ermittler wissen noch nicht, warum der Amokläufer das Einkaufszentrum als Tatort und den Tatzeitpunkt ausgesucht hat. Zur Aufklärung der Tat wurde eine mehr als 70 Personen starke Sonderkommission gebildet.