Mürren – einsame Flecken und mystische Winkel abseits der ausgetretenen Pfade

Tipps für ein Wanderwochenende abseits des Schilthorns in Mürren.

Unter dem Sprutz.

(Bild: Daniel Zahno)

Tipps für ein Wanderwochenende abseits des Schilthorns in Mürren.

Über üppige Weiden und durch duftende Bergwälder geht’s bei unserer Wanderung von Mürren Richtung Gimmelen. Nach einer Dreiviertelstunde weist ein Schild beim Stutz hinunter zum Sprutz. Der Weg ist steil und ein wenig ausgesetzt, bei nassem Wetter sollte man ihn meiden. Bei Trockenheit stellt er kein Problem dar und bringt uns unter dem Felsen hindurch hinter den spektakulären Wasserfall, so dass wir plötzlich einen dichten Wasservorhang vor uns haben. 

Rundum nieselt, spritzt und tost es. In einer Regenjacke wird man hier gerne ein wenig verweilen, gefährlich ist’s nur für den Fotoapparat. Den Massen, die zum Schilthorn hoch gondeln, wird man hier nicht begegnen. Dafür ist der anschliessende Aufstieg zur Spilbodenalp und zur Schiltalp, wo man sich währschaft verpflegen kann, zu ruppig. 

Aber für Begegnungen mit Geissen, Schweinen, Kühen und Bergsalamandern hat man in der Folge reichlich Gelegenheit. Über die Wasenegg, wo uns die Dohlen nur so um die Köpfe schwirren, erreichen wir die Rotstockhütte, die bis Anfang Oktober bewirtet ist. Dann geht’s steil hinunter ins Sefinental, bis nach Firten, und von dort ganz nach hinten bis Chilchbalm.

Der wilde Kessel unter dem Gspaltenhorn mit den brutal abfallenden Felswänden und den rauschenden Wasserfällen hat etwas Mystisches – man wähnt sich in einer gewaltigen Felsenkathedrale und fühlt sich seltsam geborgen.

Ewiges Eis: Chilchbalm.

Ewiges Eis: Chilchbalm. (Bild: Daniel Zahno)

Für den Rückweg nach Gimmelwald braucht es vor allem eines: gute Kondition. Von Gimmelwald bringt uns die Bahn nach Mürren zurück, wo uns Küchenchef Thomas im Bellevue mit seinem hauchzarten hausgeräucherten Lachs und dem Medaillon vom Rindsfilet an einer Steinpilzkruste die Strapazen vergessen lässt.

Blick vom Hotel Bellevue.

Blick vom Hotel Bellevue. (Bild: Daniel Zahno)

Warum Lauterbrunnen so heisst wie es heisst

Am nächsten Tag wollen wir zu den wenig besuchten Holdrifällen ins Hintere Lauterbrunnental. Um nach dem reichen, von Wirtin Ruth Suter liebevoll hergerichteten Frühstück, Zeit zu gewinnen, nehmen wir die Bahn bis Gimmelwald, und steigen von da zum Talboden des Sefinentals ab. Vorbei an Dutzenden von Wasserfällen («lauter Brunnen») gehen wir Richtung Trachsellauenen.

Beim dortigen Restaurant hätten wir die Käseschnitte bestellen sollen – der Rest ist nämlich ein wenig gar rustikal für unsere Städtermägen. Aber egal. Am ehemaligen Erzbergwerk vorbei wandern wir durch Kraut und Felsen bis zur idyllischen Alp Schürboden, wo auf einem verwitterten Holztisch Bücher zu Flora und Fauna des hiesigen Unesco-Weltnaturerbes ausliegen.

Nach kurzem Studium zweigen wir einmal links, einmal rechts ab und stehen dann vor den abenteuerlich schäumenden Holdrifällen, die die meisten Wanderer verpassen, weil die Hauptroute zum Kerzenhotel auf dem Ober Steinberg nicht daran vorbeiführt.

Holdribachfall.

Holdribachfall. (Bild: Daniel Zahno)

Ohne Regenzeug wird man hier tropfnass, aber dafür haben wir die Sachen ja mitgenommen. Das Gras und die Bäume rundum leuchten silbergrau von dem ewigen Geniesel. Wie bei Chilchbalm fallen wir hier für einen Moment aus der Zeit, so gewaltig ist die Kraft des Wassers.

Zurück nach Stechelberg können wir ab Schürboden auf einem Weg auf der rechten Talseite, bei Sichellauenen an Alpakas vorbei, die vor der helvetischen Hochgebirgskulisse ein exotisches Sujet abgeben. Vom Dorf Stechelberg führt dann ein Bus in zwei, drei Minuten zur Seilbahn- und weiter zur Bahnstation.

  • Schlummern: Das charmante Hotel Bellevue in Mürren bietet eine bezaubernde Aussicht und schöne Zimmer.
  • Schlemmen: Der hausgeräucherte Lachs an Kräuterrahmsauce mit Kohlrabi-Blumenkohl-Karotten, eingelegtem Rettich und neuen Kartoffeln von Küchenchef Thomas kitzelt auch verwöhnte Gaumen.
  • Schlendern: Von Mürren zum Sprutz-Wasserfall: eine erfrischende Spritztour.
  • Staunen: Im Chilchbalm-Kessel fühlt man sich wie in einer gewaltigen Felsenkathedrale.
  • Stehenbleiben: Beim Schäumen und Nieseln der wenig besuchten Holdrifälle im Hinteren Lauterbrunnental bleibt die Zeit für einen Moment mit uns stehen.

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