Wegen des Abhörskandals bei der inzwischen eingestellten Boulevard-Zeitung „News of the World“ hat eine britische Parlamentskommission Medienmogul Rupert Murdoch als Konzernchef für „nicht geeignet“ erklärt.
Angesichts der illegalen Praktiken der Mitarbeiter des Blattes habe sich Murdoch „blind gestellt“, erklärte das Gremium am Dienstag in einem 121 Seiten starken Bericht zu den Vorgängen. Rupert Murdoch und sein ebenfalls an der Konzernspitze tätiger Sohn James sollten sich darauf einstellen, für die Vorgänge zur Verantwortung gezogen zu werden.
Die Kommission hatte die Affäre um illegale Recherchemethoden im Murdoch-Konzern unter die Lupe genommen. Das Ergebnis des Berichtes könnte Auswirkungen auf das Engagement Murdochs beim britischen Fernsehkonzern BSkyB haben.
Derzeit hält Murdochs US-Konzern News Corporation 39,1 Prozent an der britischen Gruppe. Ein Versuch Murdochs, auch die restlichen Anteile zu übernehmen, war bereits an der Abhöraffäre gescheitert. Auch die britische Medienaufsicht Ofcom untersucht die Frage, ob der Murdoch-Konzern geeignet ist, eine Fernsehlizenz in Grossbritannien zu halten.
Minister unter Druck
In den vergangenen Jahren waren von Reportern der „News of the World“ unter anderem die Telefone von Prominenten und Verbrechensopfern angezapft worden. Redaktoren der Murdoch-Zeitung „Sun“ stehen im Verdacht, Polizisten bestochen zu haben.
Die Affäre hat inzwischen auch die britische Regierung von Premierminister David Cameron erreicht. Diese hatte den beabsichtigten BSkyB-Deal durchgewinkt. Im Nachhinein wurden enge Kontakte von Cameron von seinem Medienminister Jeremy Hunt zu Murdoch und dessen Lobbyisten bekannt.
„News of the World“ gehörte zu Murdochs Medien-Imperium News Corporation. Journalisten des Boulevardblatts hatten über Jahre insgesamt rund 800 Politiker, Prominente sowie Anschlags- und Entführungsopfer abgehört. Die Zeitung wurde im Juli eingestellt.