Der Brite Andy Murray holt sich an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro wie vor vier Jahren in London die Goldmedaille. Er ist der erste zweifache Olympiasieger im Einzel.
Im Final rang der 29-jährige Schotte den Argentinier Juan Martin Del Potro in gut vier Stunden 7:5, 4:6, 6:2, 7:5 nieder. Der ehemalige US-Open-Champion Del Potro, der nach drei Operationen am Handgelenk nur auf Platz 141 rangiert ist, hatte auf dem Weg in den Final die Superstars Novak Djokovic und Rafael Nadal ausgeschaltet.
Allein der erste Satz hatte 1:14 Stunden gedauert. Murray gab zwischenzeitlich ein 4:1 wieder preis. Das dritte Break zum 7:5 sicherte ihm aber den Satzgewinn. Wie oft liess der Wimbledonsieger dann aber wieder nach. Er verlor seinen Aufschlag gleich zu Beginn des zweiten Satzes und konnte dieses Handicap nicht mehr wettmachen.
Del Potro wirkte jedoch mit zunehmender Spieldauer immer müder. Dem Olympia-Dritten von 2012 halfen letztlich auch die lautstarken Schlachtrufe der Gauchos nicht. Mit seiner gewaltigen Vorhand glänzte er vor rund 9000 Zuschauern nicht derart wie im Duell mit Djokovic. Die Murray-Fans konterten mit «Let’s go, Andy, Let’s go», und die Brasilianer waren wie immer lautstark gegen den Argentinier.
Nachdem der Schotte den dritten Satz klar für sich entschieden hatte, verpasste es Del Potro im vierten Durchgang, einen Entscheidungssatz zu erzwingen. Dreimal führte er mit einem Break gegen den unkonstant aufschlagenden Murray, zuletzt 5:3. Zu einem Satzball kam der Südamerikaner aber nicht mehr, die letzten vier Games gewann alle der Brite.
Schon mit seinem Finaleinzug in Rio hatte Murray, der vor vier Jahren auch noch Silber im Mixed gewonnen hatte (mit Laura Robson) Aussergewöhnliches geschafft. Seit 1988 hatte es nur Steffi Graf nach ihrer Goldmedaille 1988 vier Jahre später wieder aufs Podest geschafft. Die Deutsche verlor 1992 in Barcelona den Final gegen Jennifer Capriati.
«Die letzten zehn Tage waren voller Emotionen», bekannte Murray nach dem gewonnenen Final. «Ich war stolz, bei der Eröffnungsfeier die Fahne Grossbritanniens zu tragen, und jetzt bin ich stolz, diese Goldmedaille als Erster zum zweiten Mal zu holen.» Es sei «eines der schwierigsten Matches, die ich für einen grossen Titel spielen musste.» Er habe in den letzten zwei Jahren einige harte Niederlagen einstecken müssen, gab der Schotte zu. «Jetzt in Wimbledon und hier zwei grosse Turniere gewonnen zu haben, bedeutet mir sehr viel.»
Del Potro musste sich mit Silber begnügen, womit er aber viel mehr erreicht hat, als er sich vorstellen konnte. «Als ich die Auslosung gesehen habe, dachte ich, das wird ein kurzes Turnier», sagte der Argentinier, der in der 1. Runde die Weltnummer 1 Djokovic ausschaltete.
Bronze für Nishikori
Rafael Nadal ging hingegen nach Gold im Doppel am letzten Tag des Tennisturniers leer aus. Der Einzel-Olympiasieger von 2008 zollte im Spiel um Platz 3 gegen den Japaner Kei Nishikori seinem Kräfteverschleiss der letzten Tage Tribut und verlor 2:6, 7:6 (7:1), 3:6. Der vierte Dreisätzer innerhalb von drei Tagen erwies sich selbst für Marathon-Mann Nadal als einer zuviel.
Bereits im zweiten Satz hatte Nishikori zweimal – bei 5:2 und bei 5:4 – zum Match aufgeschlagen. Mit einem letzten Effort schaffte Nadal aber nochmals den Satzausgleich. Im entscheidenden dritten Durchgang geriet er jedoch gleich wieder ins Hintertreffen und konnte den Kopf diesmal nicht mehr aus der Schlinge ziehen. Die Weltnummer 7 holte die erste japanische Tennismedaille seit einem gewissen Ichiya Kumagae 1920 in Antwerpen.
Dennoch fällt auch Rafael Nadals Bilanz in Rio de Janeiro letztlich positiv aus. Er hatte seit seiner Aufgabe am French Open wegen einer Handgelenksverletzung nicht mehr gespielt und lange um seine Teilnahme an den Olympischen Spielen bangen müssen. Mit Gold im Doppel und Platz 4 übertraf er seine eigenen Erwartungen bei weitem.