Musikdienst Spotify bestreitet Datenhunger nach Nutzer-Kritik

Clevere Personalisierung gilt als der Schlüssel für den Erfolg neuer Musikdienste. Marktführer Spotify erweckte mit breit formulierten neuen Regeln den Eindruck eines ziemlichen Datenhungers. Nach Kritik der Nutzer bemüht sich Gründer Daniel Ek um Schadensbegrenzung.

Wer den Streaming-Dienst Spotify auf seinem Handy nutzen will, muss künftig mehr Daten von sich preisgeben. (Bild: sda)

Clevere Personalisierung gilt als der Schlüssel für den Erfolg neuer Musikdienste. Marktführer Spotify erweckte mit breit formulierten neuen Regeln den Eindruck eines ziemlichen Datenhungers. Nach Kritik der Nutzer bemüht sich Gründer Daniel Ek um Schadensbegrenzung.

«Mit Ihrer Zustimmung erfassen wir Informationen, die Sie auf Ihrem Mobilgerät gespeichert haben. Dazu gehören Kontakte, Fotos oder Mediendateien», heisst es in einer neuen Fassung der Datenschutzbestimmungen, der die Kunden zustimmen müssen, um den Service weiter zu nutzen.

Mit den Bestimmungen handelte sich das Unternehmen wütende Kritik ein. Spotify-Chef Daniel Ek verteidigte das Vorgehen am Freitag auf Twitter, wo hunderte Nutzer sich über den Streamingdienst beklagten und kritische Artikel zum Thema verlinkten.

«Als Konsument habe ich euer Angebot immer geliebt. Euretwegen habe ich aufgehört, illegal Musik zu kopieren. Bitte zieht in Erwägung, nicht böse zu sein», schrieb einer der Erfinder des beliebten Onlinespiels «Minecraft», Markus Persson, auf Twitter. Er habe sein Spotify-Abonnement beendet.

Nur Zugriff nach Nachfrage bei Nutzer

Gründer Ek ging direkt darauf ein und fragte Persson, dem auf Twitter rund 2,4 Millionen Menschen folgen, ob er denn den Firmenblog gelesen habe. «Wir fragen explizit nach, ob wir auf deine Kamera oder die GPS-Ortung zugreifen.» Ek führte zudem aus, dass der Zugriff auf Fotos für die Nutzer von Vorteil sein könne, wenn sie etwa eine Musikliste mit einem bestimmten Bild versehen wollten.

Ek versicherte, dass Spotify nicht auf einen gläsernen Kunden aus sei. Spotify werde nur für einzelne Funktionen und nach jeweiliger Nachfrage bei der Nutzern auf ihre Informationen zugreifen, betonte er in einem Blogeintrag.

In den diese Woche eingeführten Datenschutzbestimmungen erweckte das Fehlen solcher Einschränkungen den Eindruck, Spotify wolle sich pauschal den Zugriff auf möglichst viele Informationen sichern. «Wenn Sie diese Art von Informationen nicht teilen wollen, müssen Sie das nicht», stellte Ek nun klar.

Ek entschuldigte sich für die Verwirrung, die die neuen Regeln ausgelöst hätten. «Wir hätten besser kommunizieren müssen, was diese Bestimmungen bedeuten und wie jegliche Informationen, die sie teilen, verwendet werden – und wie sie nicht verwendet werden.» Die Datenschutzbestimmungen sollen demnächst neu formuliert werden. «Wir hören Ihnen zu und nehmen Ihre Bedenken sehr ernst», versicherte Ek.

Personalisierung als Schlüssel zum Erfolg

Mit den neuen Daten solle der Service für die Nutzer verbessert und neue Angebote entwickelt werden, erklärte Spotify in einem Blogeintrag vor Einführung der Regeln. Die Personalisierung der Song-Auswahl gilt als der Schlüssel für den Erfolg künftiger Musikdienste. Die Vision ist, dass dem Nutzer aus Millionen Titeln die passende Musik zur aktuellen Tageszeit, Situation, Beschäftigung oder sogar Stimmung präsentiert werden kann. Dafür müssen die Anbieter zugleich viel über die Kunden wissen.

Spotify gilt als Marktführer unter den neuen Streaming-Diensten, die Musik direkt aus dem Netz abspielen. Der Service hat 75 Millionen Nutzer, von denen 20 Millionen zahlende Abo-Kunden sind. Zugleich wächst die Konkurrenz: Ende Juni stieg auch Apple in das Geschäft ein und kam in der noch laufenden Gratis-Probezeit auf elf Millionen Nutzer binnen eines Monats.

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