Ein Massenprozess in Ägypten endet mit lebenslangen Haftstrafen. Unter den Verurteilten ist der Führer der Muslimbruderschaft Badie – den andere Richter schon zum Tod verurteilt haben.
In einem neuen Massenprozess in Ägypten sind der Anführer der Muslimbruderschaft, Mohammed Badie, und 94 weitere Islamisten zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden.
Ein Kairoer Strafgericht befand sie nach Angaben der staatlichen Zeitung «Al-Ahram» am Samstag für schuldig, vor zwei Jahren zum Angriff auf eine Polizeistation in der Stadt Port Said aufgerufen oder daran teilgenommen zu haben. Damals waren fünf Menschen getötet worden.
Während des Richterspruchs waren laut lokalen Medienberichten 76 Angeklagte nicht anwesend, 28 wurden zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt und 68 freigesprochen. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.
Badie und andere Kader aus der Führung der inzwischen verbotenen Muslimbruderschaft sind in mehreren anderen Verfahren bereits zum Tod verurteilt worden. Menschenrechtler kritisieren die Massenprozesse gegen Islamisten in Ägypten als politisch motiviert. Die Regierung in Kairo weist dies zurück.
In Port Said war es als Reaktion auf die gewaltsame Auflösung eines Kairoer Protestcamps der Muslimbruderschaft im August 2013 zu Krawallen gekommen. Am Rabia-al-Adawija-Platz und anderen Orten in der Hauptstadt waren zuvor Hunderte Demonstranten getötet worden.
Sie hatten gegen den Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi protestiert, der im Juli zuvor vom jetzigen Amtsinhaber und damaligen Armeechef Abdel Fattah al-Sisi abgesetzt worden war.
Seit Mursis Ablösung und Inhaftierung wird Ägypten regelmässig von Attentaten erschüttert. Im Norden der Sinai-Halbinsel treiben Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ihr Unwesen.