Muslimbrüder bei ägyptischer Parlamentswahl in Führung

Nach der ersten Teilrunde der ägyptischen Parlamentswahl liegen die Muslimbrüder in Führung. Sie seien allerdings vielerorts nur knapp vor einer radikaleren islamischen Partei sowie einem liberal-säkularen Bündnis.

Muslimbruder Khairat al-Shater gibt seine Stimme ab (Archiv) (Bild: sda)

Nach der ersten Teilrunde der ägyptischen Parlamentswahl liegen die Muslimbrüder in Führung. Sie seien allerdings vielerorts nur knapp vor einer radikaleren islamischen Partei sowie einem liberal-säkularen Bündnis.

Das teilte das Richtergremium, das die Auszählung überwacht, am Mittwoch mit. Die Muslim-Bruderschaft liegt demzufolge in Kairo, Alexandria, Luxor, Port Said und Kafr el Scheich in Führung.

Die von ultrakonservativen Salafisten gegründete Al-Nur-Partei und der liberal-weltliche Ägyptische Block folgten dichtauf. Genaue Zahlen wurden nicht genannt. Rund 80 Prozent der in den Regionen der ersten Runde abgegebenen Stimmen seien ausgezählt, hiess es.

Zuvor hatten bereits die regierungsamtliche Zeitung „El Ahram“ und andere Blätter berichtet, dass die Muslimbrüder in sechs von neun Gouverneursbezirken in Führung lägen, gefolgt von der fundamentalistischen Al-Nur-Partei. Der Fernsehsender Al-Dschasira meldete indes, dass der Ägyptische Block vor Al-Nur liege.

Am Montag und Dienstag war unter anderem in der Hauptstadt Kairo und in der zweitgrössten ägyptischen Stadt Alexandria gewählt worden. Die Abstimmung in den verbleibenden drei Gouvernoraten des ersten von drei Wahlbezirken ist für den 5. Dezember vorgesehen.

Ab dem 14. Dezember und ab dem 3. Januar wird in jeweils noch einmal neun der insgesamt 27 Gouvernoraten gewählt. Danach findet bis zum 11. März die Wahl zur zweiten Parlamentskammer, der Schura, statt.

Dutzende Verletzte

In Kairo wurden unterdessen bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Strassenhändlern dutzende Menschen verletzt. Augenzeugen zufolge wollten die Protestierenden auf dem symbolträchtigen Tahrir-Platz im Zentrum der Hauptstadt die Händler von dem Ort vertreiben, wogegen diese sich wehrten.

Demnach warfen beide Seiten Steine und Sprengsätze. Das ägyptische Gesundheitsministerium sprach anschliessend von 79 Verletzten, von denen 29 in Spitäler eingeliefert worden seien.

Auf dem Tahrir-Platz demonstrieren seit rund zwei Wochen wieder Menschenmassen, die den Rücktritt des herrschenden Militärrats fordern. Der Platz ist das Zentrum der ägyptischen Demokratiebewegung. Er war bereits vor dem Sturz von Präsident Husni Mubarak am 11. Februar Schauplatz wochenlanger Proteste.

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