In Nigeria hat die Islamistengruppe Boko Haram acht weitere Mädchen entführt. Wie Dorfbewohner sagten, wurden die Mädchen aus Warabe im Bundesstaat Borno verschleppt.
Die Islamisten seien am Sonntagabend im Dorf Warabe «auf der Suche nach Mädchen von Tür zu Tür gegangen», sagte der Dorfbewohner Abdullahi Sani. Die verschleppten Mädchen sind demnach zwischen zwölf und 15 Jahre alt. Andere Bewohner bestätigten seine Angaben.
Boko Haram hatte sich erst am Montag zu der Entführung von mehr als 200 Schülerinnen vor drei Wochen bekannt. Die Mädchen waren am 14. April aus ihrer Schule in Chibok im Nordosten Nigerias verschleppt worden. 53 der Geiseln konnten bislang fliehen, 223 sind nach Angaben der Polizei noch in Gefangenschaft.
Boko-Haram-Chef Abubakar Shekau kündigte in einem Video an, die Mädchen verkaufen, versklaven oder zwangsverheiraten zu wollen. «Ich habe gesagt, dass die westliche Bildung aufhören muss, Mädchen, ihr müsst die Schule verlassen und euch verheiraten.» Der Name Boko Haram heisst übersetzt etwa: «Westliche Bildung ist Sünde».
Das Islamische Institut der Al-Ashar-Universität in Kairo verurteilte die Entführung und forderte Boko Haram auf, die Schülerinnen sofort freizulassen. Den Mädchen Leid zuzufügen, verstosse gegen «die Lehren des Islam und seine toleranten Grundsätze», hiess es in einer Erklärung. Das Institut gilt Sunniten in aller Welt als oberste Instanz für religiöse und juristische Fragen.
London und Washington wollen helfen
Am Sonntag hatte der nigerianische Staatschef Jonathan in einer Fernsehansprache zugegeben, dass seine Streitkräfte trotz wochenlanger Suche unter anderem mit Flugzeugen und Helikoptern bisher keine Spur von den Schülerinnen haben. Er versprach jedoch, dass die Mädchen befreit würden.
Der britische Aussenminister William Hague kündigte nun an, sein Land werde bei der Suche nach den entführten Mädchen «praktische Hilfe» leisten. Er nannte das Vorgehen von Boko Haram «abscheulich und unmoralisch».
Die Sprecherin des US-Aussenministeriums, Marie Harf, sagte, auch die USA seien bereit, Nigeria in «jeder Weise zu helfen, die wir für angemessen halten». Zu Einzelheiten wollte sie sich aber nicht äussern. Berichte über eine mögliche Entsendung von US-Truppen wies sie zurück. Das Weisse Haus erklärte, die USA unterstützten Nigeria beim Anti-Terror-Kampf, etwa durch den Austausch von Geheimdienstinformationen.
Boko Haram kämpft seit fünf Jahren für einen islamistischen Staat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias und verübt regelmässig Anschläge auf Polizei, Armee und Behörden, aber auch auf Schulen und Kirchen. Etwa 1500 Menschen wurden bei Angriffen allein in diesem Jahr getötet.