Mutmasslicher Mittäter bei Djindjic-Mord in Spanien gefasst

Fast neun Jahre nach dem Attentat auf den serbischen Regierungschef Zoran Djindjic ist in Spanien ein mutmasslicher Mittäter verhaftet worden. Mit ihm wurde auch Luka Bojovic gefasst, heute Serbiens wichtigster Mafiaboss.

Fast neun Jahre nach dem Attentat auf den serbischen Regierungschef Zoran Djindjic ist in Spanien ein mutmasslicher Mittäter verhaftet worden. Mit ihm wurde auch Luka Bojovic gefasst, heute Serbiens wichtigster Mafiaboss.

Bojovic und Vladimir Milisavljevic waren am Donnerstagnachmittag in einem Restaurant in der ostspanischen Küstenstadt Valencia verhaftet worden, wie die Polizei am Freitag mitteilte.

Den Verhaftungen seien „mehr als 20 Monate Ermittlungen“ in Spanien vorausgegangen, hiess es. Milisavljevic sei von den Kanarischen Inseln über Madrid nach Valencia gereist, um sich dort mit Bojovic und anderen Bandenmitgliedern zu treffen.

Nach beiden Männern wurde von Serbien und Interpol gefahndet. Wegen seiner Beteiligung an dem Attentat auf Djindjic war Milisavljevic 2007 in Serbien in Abwesenheit zu 35 Jahren Gefängnis verurteilt worden.

Dem Mafiaboss Bojovic wird keine Mittäterschaft bei Djindjics Ermordung zur Last gelegt. Er soll aber Gangstern zur Flucht verholfen haben, die in das Attentat verwickelt gewesen waren. Bojovic wurde wegen mehr als 20 in Serbien, Spanien und den Niederlanden verübten Morden gesucht.

Ebenfalls verhaftet wurde der Polizei zufolge der mutmassliche Auftragsmörder Sinisa Petric. Das serbische Justizministerium teilte mit, es werde einen Auslieferungsantrag an die spanischen Behörden stellen.

Tiger-Miliz

Bojovic ist einer der Anführer der Zemun-Bande, die hinter der Ermordung Djindjics stecken soll. Allerdings stieg Bojovic erst nach der Tat in der Banden-Hierarchie auf.

Den Polizeiangaben zufolge sollen Bojovic und Milisavljevic während der Balkankriege zu Beginn der 1990er Jahre Mitglieder der für ihre Grausamkeit bekannten Tiger-Miliz gewesen sein. Aus ihr sei später die Zemun-Bande, eine „serbische Mafia“, hervorgegangen.

Djindjic wurde am 12. März 2003 vor dem Sitz der Regierung in Belgrad von einem Heckenschützen erschossen. Er war der erste demokratisch gewählte Ministerpräsident Serbiens nach dem Sturz von Staatschef Slobodan Milosevic im Jahr 2000 und verfolgte eine entschiedene Reformpolitik, die sein Land dem Westen annähern sollte.

Als Hauptverantwortliche für den Mord an Djindjic waren 2007 Milorad „Legija“ Ulemek als Drahtzieher und Zvezdan Jovanovic als Schütze zu jeweils 40 Jahren Haft verurteilt worden. Ihre Berufungsanträge waren im November 2009 vom Obersten Gerichtshof des Landes zurückgewiesen worden.

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