Gut eine Woche nach dem Angriff auf das Jüdische Museum in Brüssel mit vier Toten ist in Frankreich der mutmassliche Täter festgenommen worden. Der mutmassliche Dschihadist bekannte sich in einer beschlagnahmten Videoaufnahme zu dem Anschlag.
Dies teilte die Staatsanwaltschaft am Sonntag in Paris mit. Die Videosequenz, in der auch die mutmasslichen Tatwaffen zu sehen sind, entstamme einer Kamera, die bei der Festnahme in Marseille am Freitag bei dem 29-jährigen Franzosen gefunden worden sei, sagte Staatsanwalt François Molins. Der Festgenommene habe sich bisher geweigert, mit der Polizei zu reden.
Bei seiner Festnahme hatte der Mann zudem eine Pistole und eine Maschinenpistole des Typs Kalaschnikow im Gepäck, wie der belgische Generalstaatsanwalt Frederic Van Leeuw in Brüssel sagte. Solche Waffen waren auch bei dem Anschlag in Brüssel benutzt worden. Der Mann habe auch «eine beeindruckende Menge Munition» bei sich gehabt.
Die Kalaschnikow war in die Flagge der Organisation Islamischer Staat im Irak und in der Levante (ISIS) eingehüllt. Die ISIS gilt als eine der kampfstärksten Dschihadisten-Gruppen, die derzeit in Syrien kämpfen. Sie hat einen besonders hohen Anteil ausländischer Kämpfer.
Molins sagte, auch der 29-Jährige habe sich ab Ende 2012 oder Anfang 2013 mehr als ein Jahr lang in Syrien aufgehalten. Danach habe er auf dem Rückweg nach Europa «seine Spuren verwischt». In der Vergangenheit wurde der Mann demnach bereits sieben Mal wegen verschiedener Vergehen verurteilt und sass fünf Mal im Gefängnis. Er habe sich in der Haft radikalisiert, sagte Molins.
Familie des Täters schockiert
Bei dem Angriff auf das Jüdische Museum in Brüssel wurden vor gut einer Woche ein israelisches Paar und eine ehrenamtliche Mitarbeiterin aus Frankreich in dem Gebäude erschossen. Ein belgischer Angestellter des Museums wurde schwer verletzt und starb später im Spital.
Das nicht besonders gesicherte Museum liegt in einem belebten und bei Touristen beliebten Viertel im Zentrum Brüssels. Die Tat sorgte in Belgien und international für Entsetzen.
Der Festgenommene stammt nach Angaben aus französischen Ermittlerkreisen aus Roubaix in Nordfrankreich. Dem französischen Inlandsgeheimdienst DGSI sei er bekannt gewesen. Den Angaben zufolge wurde er in einem Bus aufgegriffen, der von Amsterdam über Brüssel nach Frankreich gefahren war.
Mitglieder der Familie des jungen Mannes zeigten sich am Sonntag schockiert. Eine Tante sagte im nordfranzösischen Tourcoing vor Journalisten allerdings, die Familie habe seit Mitte der 2000er Jahre kaum noch Kontakt zu dem 29-Jährigen gehabt. Ein anderer Angehöriger sagte, der Mann habe «uns keine Probleme machen wollen».
Weitere Verhöre in Belgien
Die belgische Polizei teilte am Sonntag mit, im Zuge der Ermittlungen zwei Menschen aus der Umgebung der Stadt Kortrijk nahe der französischen Grenze verhört zu haben. Staatsanwalt Frédéric Van Leeuw betonte jedoch, sie seien nicht festgenommen worden. «Wir wollen prüfen, ob diese Personen etwas damit zu tun haben oder nicht.»
Der französische Präsident Francois Hollande zeigte sich entschlossen, weitere Attentate radikalisierter junger Männer zu verhindern. «Wir werden diese Dschihadisten beobachten und sicherstellen, dass sie keinen Schaden anrichten, wenn sie zurückkehren», sagte er.
Erst im April hatte Frankreich neue Regeln angekündigt, um seine Bürger von der Ausreise in den syrischen Bürgerkrieg abzuhalten. Frankreich beherbergt die grösste muslimische und die grösste jüdische Gemeinde innerhalb Europas.