Myanmars Chefdiplomatin Aung San Suu Kyi ist erstmals in ihrer Amtszeit zu politischen Gesprächen nach China gereist. Suu Kyi traf am Donnerstag zunächst mit Chinas Premierminister Li Keqiang in Peking zusammen, wie der chinesische Staatssender CCTV berichtete.
Während ihres Aufenthalts bis am Sonntag soll die Friedensnobelpreisträgerin auch Chinas Präsidenten Xi Jinping treffen. Der Besuch wurde von Beobachtern lange erwartet, weil er Aufschluss darüber geben soll, wie sich Suu Kyi gegenüber dem grossen Nachbarn positionieren will.
China war einer der wenigen Unterstützer des früheren Militärregimes in Myanmar, das Suu Kyi 15 Jahre unter Hausarrest gehalten hatte. In einer historischen Wahl konnte Suu Kyis Partei im vergangenen November die Macht übernehmen.
Eines der wichtigsten Gesprächsthema zwischen Li und Suu Kyis war ein von China finanziertes Staudamm-Projekt, das seit fünf Jahren auf Eis liegt. Li Keqiang sagte am Donnerstag, das Projekt solle neu befeuert werden. Beide Seiten hätten die Einrichtung einer Untersuchungskommission beschlossen, die bestehende Probleme lösen soll, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.
Aufgrund massiver Proteste der Bevölkerung in Myanmar war die Errichtung des Myitsone-Damms im Jahr 2011 gestoppt worden. Gegnern des Projektes fürchteten, dass die 3,6 Milliarden Dollar teure Talsperre zu grossen Überschwemmungen in bewohnten Gebieten führen wird.
Auch die für Myanmar schlechten Konditionen, wonach China 90 Prozent des erzeugten Stroms erhält, führten zu dem Baustopp. Peking erhofft sich von diesem und anderen Staudamm-Projekten, seine Abhängigkeit von dreckiger Kohle bei der Stromerzeugung zu verringern.
Peking wünscht gute Beziehungen
China ist mehr denn je an guten Beziehungen zu Myanmar interessiert, seitdem es an seiner neuen Seidenstrasse baut. Myanmar spielt in dem Handelsnetz eine besondere Rolle, weil es China einen direkten Zugang zum Indischen Ozean bieten würde.
Diplomaten glauben, dass Suu Kyi trotz der belasteten Vergangenheit an einem guten Verhältnis zum wichtigsten Handelspartner ihres Landes gelegen ist. Sie braucht China auch, um den Norden des Landes zu stabilisieren, wo Milizen gegen ethnische Minderheiten kämpfen, die teilweise Kontakt nach China haben.
Bereits vor dem Wahlerfolg ihrer Partei Liga für Demokratie (NLD), hatten Pekings Führer Suu Kyi im vergangenen Sommer erstmals empfangen und ihre Fühler ausgestreckt.