Nach den Wahlen ins Kino
Glaubt man den Kinobetreibern, waren die Wahlen ultraspannend: Die Zuschauerzahlen der Lichtspieltheater gingen auch in diesem Sommer zurück. Nicht aber die Wahlbeteiligung. 27% haben die Miss-Schweiz-Wahl gesehen. 50,3% haben Nationalräte gewählt. Wer wollte schon gerne im Dunkeln sitzen, während draussen grosse Köpfe noch grössere Versprechungen ausrollen? Gerade mal 2% nutzen die Chance, den neuen Kaurismäki zu sehen. Kino kann viel versprechen. Wahlfänger alles: Wenn selbst die Grünen sich an Elephantenrunden beteiligen, schlägt das jeden Blockbuster.
Damit ist jetzt Schluss. Jetzt hat das Wahlvolk wieder Zeit ins Kino zu gehen. Wo erholt es sich am besten vom Wahlfang? BDP-Wählerinnen suchen Freunde – sie treffen sich am besten in „Friends with Benefits“. Da kann man Liebe (ohne Sex) mit sechs anderen lernen. FDP-Voter finden im Bankenthriller „Margin Call“, dass „I work pro bono“ nicht überall „Ich arbeite für den Bonus“ heisst. Die parteienübergreifenden Frauensektionen entspannen sich in der Frauenkomödie „I don’t know, how she does it“ zusammen mit einer „Desparate Housewife“, während die Junge SP sich eher in „Horrible Bosses“ neue Munition holen sollte. Die jungen SVP-Wähler werden sich vergeblich auf die Suche nach einem Masseneinwanderungshorrorschocker machen: „Cowboys and Aliens“ gäbe immerhin Anhaltspunkte wie Kuhjungs mit dem Einmarsch von Extraterrestrischen umgehen. Die Grünlieben schwelgen in neuen Dimensionen: Gleich in drei Dimensionen können sie sich an der tiernahen Aufzucht in „The Lion-King“ erfreuen. Der SP-Wählerschaft kann man empfehlen, sich bei den „Schlümpfen“ über die kommende Bundesratswahl Inspiration zu holen, und wer nicht grosse Tiere wählt, aber isst, wird sicher die „3 Musketiere“ zum Fressen gern haben.
Und wo sollen all die Nichtwähler hin? Ihnen ist „Cars“ zu empfehlen: Da sind Autos menschlicher als unser Stadtavatar, und Politiker grüner als gelbe Autos.